Summer in the City
Summer in the City
BRD/USA 1968, R: Christian Schwarzwald, Robert Leacock, Text: Uwe Johnson, 89‘ · DVD, DF
DO 12.05. um 20 Uhr · Einführung: Cornelia Klauß
Uwe Johnson, dessen Monumentalwerk Jahrestage in der neueren deutschen Literaturgeschichte seinesgleichen sucht, hatte eine Affinität zu Film und Fernsehen. Von 1966 bis 1968 lebte er mit seiner Familie in Manhattan an der Upper Westside, wo er neben einer Tätigkeit als Schulbuchlektor erste Studien für sein in Mecklenburg und New York spielendes Hauptwerk betrieb. Auf seinen Streifzügen durch die Stadt begegnete Johnson Gewerkschaftlern, Transvestiten, Frauenrechtlerinnen und Fixern. Auf Anfrage des Sender Freies Berlin verfasste er 1968 für das in Anlehnung an den gleichnamigen Sommerhit benannte Dokumentarfilmprojekt Summer in the City eine Liste favorisierter Plätze sowie einen Kommentar, den er schließlich selbst einsprach. Die eigenwillige Mischung aus Statistik, Ironie und Poesie findet sich später in Johnsons Jahrestage als Stilmittel ebenso wieder wie ganz konkrete Ortsbeschreibungen.
In einer glücklichen Konstellation mit dem vom Direct Cinema beeinflussten Kameramann und Regisseur Christian Schwarzwald, aka Blackwood, entstand ein gleichermaßen sprödes wie aufrichtiges Porträt New Yorks zu einem Zeitpunkt, als sich Hippie-Bewegung, Proteste von Schwarzen, Gentrifizierung und dekadentes Nachtleben in all seinen Facetten auf engstem Raum begegneten. Mittels der neuen 16mm-Aufnahmetechnik mit synchronem Original-Ton entwirft Christian Schwarzwald, der später mit Klaus Wildenhahn und Hans-Jürgen Syberberg zusammenarbeitete, in seinem ersten Langfilm einen visuellen Sog, der tief durch die Adern der Stadt führt. (ck)