Aus Langeweile wird eine spiel- und abenteuerlustige Schlossherrin zur Straßenräuberin und Geliebten eines Banditen. Mit dem turbulenten Kostüm- und Liebesfilm The Wicked Lady – in Großbritannien der erfolgreichste Film des Jahres 1946 – feiern die britischen Kulturoffiziere in Berlin am 11. Oktober 1946 nach Renovierungsarbeiten in der Filmbühne-Wien „die Wiedereröffnung ihres neu ausgestatteten Theaters mit einer Festvorstellung“, heißt es am 15. Oktober im Neuen Deutschland. „Zunächst lief die Wochenschau Welt im Film Nr. 71 mit dem Urteil von Nürnberg. Die Leinwand zeigte mahnend noch einmal die angeklagten Hauptkriegsverbrecher, denen ein ganzes Volk in den Abgrund gefolgt war.“ Dem Hauptfilm bescheinigte die Zeitung einen unbeabsichtigten Heiterkeitserfolg: „Daß gerade dieser Film zur Festaufführung gewählt wurde, war grotesk. Sicher gibt es britische Filme, die dem deutschen Zuschauer viel mehr zu sagen haben.“
Im Vorprogramm läuft mit Dob, der Stallhase der erste nach Kriegsende entstandene deutsche Animationsfilm, eine Allegorie auf die NS-Zeit. (fl)
Michael Omasta ist Filmredakteur der Wiener Wochenzeitung Falter und Mitherausgeber der Begleitpublikation zur Filmreihe.
The Wicked Lady
R: Leslie Arliss, B: Doreen Montgomery, K: Jack Cox, D: Margaret Lockwood, James Mason, Patricia Roc, 104‘
Welt im Film Nr. 71
12‘
Dob, der Stallhase
R: Serge Sesin, 5‘