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Zu Gast: Johann Feindt

Schon zehn Jahre wird in Tschetschenien Krieg geführt, als Tamara Trampe und Johann Feindt ihre Gespräche mit russischen Soldaten beginnen, die aus dem Krieg im Kaukasus heimgekehrt sind. Einem Krieg, der in ihrem Heimatland verdrängt und verschwiegen wird. Da sie in Tschetschenien selbst nicht drehen dürfen, holen die Filmemacher die Rückkehrer vor die Kamera. Sie sind jung an Jahren und doch zerbrochen. Eine lost generation zwischen Psychiatrie und Gefängnis, Alkoholismus, Drogensucht und Suizidgedanken. Petja aus Sibirien meldete sich mit 18 Jahren als Freiwilliger und kehrte wenige Monate später ohne Bein und Arm zurück; nun lebt er wieder bei seinen Eltern, die eine nette Frau für ihn finden wollen. Kiril geriet in Tschetschenien in Gefangenschaft. Nun sitzt er verstört und halb wahnsinnig in einer engen Zelle, weil er nach seiner Rückkehr ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt hat. Im Unterschied zu Sergej, einem Veteranen des Afghanistan-Krieges, der seit 20 Jahren in Therapie ist, gelingt es Petja und Kiril trotz hartnäckiger Nachfragen kaum zu sprechen über das, was sie erlebt und getan haben. „Die Männer und Frauen, die Trampe und Feindt drei Jahre lang mit der Kamera begleitet haben, sind Täter und Opfer zugleich. Gut und Böse sind keine Kategorien im Krieg, auch wenn es den Soldaten in Tschetschenien wohl anders vorkam. Nun vermissen sie die klaren Fronten und den Kick des Krieges, das ständige Adrenalin. Wie kann eine Nation eine solche Generation verkraften?“ (Martina Knoben, Süddeutsche Zeitung, 24.11.2005) (ps)

Weiße Raben – Alptraum Tschetschenien