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Das Deutsche Reich war im späten 19. und frühen 20. Jahrhundert eine der großen europäischen Kolonialmächte. Seit einigen Jahren rückt die koloniale Vergangenheit in Deutschland wieder ins Bewusstsein. Auswirkungen der deutschen Kolonialpolitik werden dokumentiert, Biografien rekonstruiert, Erinnerungsorte geschaffen. Die Auseinandersetzung mit dem deutschen Kolonialismus und seinen Folgen steht allerdings noch am Anfang, trotz zahlreicher wichtiger Initiativen, die oft wesentlich von den Nachfahren der Kolonisierten getragen werden und vergleichsweise selten eine breite öffentliche Resonanz finden.

Begleitend zur Ausstellung Deutscher Kolonialismus, die vom 14. Oktober 2016 bis zum 14. Mai 2017 im Deutschen Historischen Museum zu sehen ist, präsentiert die gleichnamige Filmreihe einen Rückblick. Nach einem Eröffnungsprogramm, das die aus der Zeit der deutschen Kolonien überlieferten Filmaufnahmen vorstellt und die filmkolonialistische Aneignung des Kontinents bis 1916 veranschaulicht, versammeln die folgenden Veranstaltungen Produktionen, die nach dem Ende des Ersten Weltkriegs und der Abgabe der Kolonien entstanden. Für die Zeit der Weimarer Republik veranschaulicht die Filmreihe beispielhaft das breite Spektrum der Erzählungen, Phantasien und Ideologien, die bei der Darstellung der ehemals deutschen Kolonien eine Rolle spielen und in denen nicht selten propagandistische Interessen, wirtschaftliche Erwägungen und Bedürfnisse der Unterhaltung gleichermaßen zum Zuge kommen. Aus einem größeren Korpus von Produktionen aus der Zeit des „Dritten Reichs“ sind zwei Spielfilme vertreten: der im „Kolonialgedenkjahr“ 1934 entstandene Abenteuerfilm Die Reiter von Deutsch-Ostafrika und der während des Zweiten Weltkriegs produzierte antibritische Propagandafilm Germanin.

In der Bundesrepublik wie auch in der DDR spielte die filmische Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialzeit bis Ende der 1980er Jahre keine prominente Rolle. Ralph Giordanos  Fernseharbeit Heia Safari und der dreiteilige Spielfilm Morenga sowie die ostdeutsche Fernsehproduktion Der lachende Mann stellen drei wichtige Ausnahmen dar. Dass die koloniale Vergangenheit Deutschlands, ihre Geschichte und ihre Folgen mittlerweile auch Themen afrikanischer Produktionen sind, verdeutlichen namibische und kamerunische Filme, die afrikanische Figuren in den Mittelpunkt stellen und nach den Auswirkungen des Kolonialismus auf die postkoloniale Gegenwart in Afrika fragen.

Für seine sachkundigen Hinweise und Anregungen danken wir Wolfgang Fuhrmann.

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