Die „sogenannte Carriere“ des Hans Steinhoff
Eine Werkschau
Der 1882 geborene und 1945 verstorbene Hans Steinhoff war einer der prominentesten, professionellsten und zweifellos begabtesten Filmregisseure des „Dritten Reichs". Seine Filme Hitlerjunge Quex (1933), Robert Koch (1939) und Ohm Krüger (1941) zählen zu den am häufigsten analysierten Propagandafilmen der Jahre 1933 bis 1945. Die meisten Filmhistoriker im deutschsprachigen Raum verachten Steinhoff als Erz-Nazi. Was über seine Biographie und seine berufliche Entwicklung bekannt ist, lässt sich bei näherem Hinsehen allerdings auf weniger als eine Handvoll Quellen zurückverfolgen, deren Inhalt überwiegend auf Gerüchten und Hörensagen beruht. Zweifellos stimmt, dass Steinhoff Hitler glühend verehrt hat – dass er langjähriges NSDAP-Mitglied oder gar Träger des goldenen Parteiabzeichens war, dagegen nicht. Menschen, die ihn privat kannten, haben ihn als charmanten, unterhaltsamen und völlig unpolitischen Menschen beschrieben. Als Regisseur war er für viele seiner Kollegen ein diktatorischer Choleriker und Schreihals, der seine Darsteller aufs Blut zu schinden pflegte, andere dagegen schätzten ihn als einfühlsamen Spielleiter, der das Beste aus ihnen herausholte.
Steinhoffs vor 1933 entstandenen Filme sind Paradebeispiele für die „Mittelfilm"-Produktion der Weimarer Republik. Den amerikanischen B-Movies vergleichbar handelt es sich um handwerklich solide, kostengünstig hergestellte Kommerzstreifen verschiedenster Genres, die die alltäglichen Unterhaltungsbedürfnisse der breiten Bevölkerung befriedigten und den Kinobesitzern die für den Betrieb ihrer Unternehmen notwendige Ware lieferten. Finanziell meist erfolgreich, dokumentieren sie Steinhoffs vor seinem 1921 erfolgten Wechsel zum Film in fast 25 Jahren erworbene Erfahrungen als Schauspieler, Sänger, Regisseur und Theatermanager an deutschsprachigen Unterhaltungsbühnen. Die Werkschau DIE „SOGENANNTE CARRIERE“ DES HANS STEINHOFF stellt Steinhoffs Œuvre, das wie kaum ein zweites mit der politischen Geschichte Deutschlands verknüpft ist, erstmals in seiner historischen Tiefe und ästhetischen Breite vor.
DIE „SOGENANNTE CARRIERE“ DES HANS STEINHOFF ist eine Werkschau des Bundesarchiv-Filmarchiv, die in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino entsteht. Kurator der Reihe ist Horst Claus, dessen jüngst erschienenes Buch Filmen für Hitler. Die Karriere des NS-Starregisseurs Hans Steinhoff (Verlag Filmarchiv Austria in Kooperation mit der Deutschen Kinemathek und dem Bundesarchiv-Filmarchiv) am 25. Februar im Zeughauskino vorgestellt wird.