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Bernhard Sallmann gehört zu jenen Filmemachern, die nicht das Fremde vertraut, sondern das Vertraute fremd werden lassen. Die Filme des in Österreich geborenen, aber bereits seit mehreren Jahrzehnten in Berlin wohnhaften Regisseurs halten Kontakt zu der Welt, in der er sich selbst bewegt. Die ersten entstehen um die Jahrtausendwende praktisch vor der eigenen Haustür: in Neukölln, am Teltow-Kanal oder auch in einer Berliner Behörde, in der er selbst eine Zeitlang tätig war. Später unternimmt er Expeditionen über die Stadtgrenze hinaus, in die Lausitz, in die Mark Brandenburg, oder er wendet sich den Feldern und Wiesen seiner Kindheit im ländlichen Oberösterreich zu.

Sallmanns Filme machen all diese Orte sichtbar, in geduldigen, oft starren, exakt komponierten Einstellungen, aus denen insbesondere ein fabelhaftes Gespür für die Expressivität von Landschaften spricht; und gleichzeitig konfrontieren die Filme diese Orte mit etwas, das nicht im Bild ist, zumindest nicht unmittelbar. Manchmal mit einer Formidee, öfter mit Texten, die sich und das filmische Bild zur Vergangenheit hin öffnen. Was dabei entsteht, ist ein Kino der klaren Form, das gleichwohl ein Bewusstsein für Hybridität enthält. Die Welt ist nicht, wie sie scheint. Eben deshalb lohnt es sich, genau hinzusehen.

Den Arbeiten Bernhard Sallmanns begegnet man im Allgemeinen, wenn überhaupt, einzeln, isoliert, auf kleinen Festivals oder vielleicht auch einmal im Spätnachtprogramm des Regionalfernsehens. Was dabei verloren geht und nur in einer Werkschau wiedergefunden werden kann, sind die Beziehungen zwischen den Filmen. Die flüchtigen, fast geisterhaften Echos und Ähnlichkeitsverhältnisse insbesondere, die die Bilder mit der Vergangenheit, aber auch miteinander in Kontakt treten lassen.

Mit der den Filmen Bernhard Sallmanns gewidmeten Werkschau setzen wir unsere Reihe Dokumentarische Positionen fort, die marginalisierte oder in Vergessenheit geratene Filmarbeiten von Dokumentarfilmschaffenden vorstellt, deren Themen, Arbeitsweisen und Einblicke in Wirklichkeiten jenseits des konventionellen Dokumentarfilms liegen oder die die deutsche Film- und Fernsehgeschichte in besonderer Weise geprägt haben. (Lukas Foerster)

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