Dokumentarische Positionen: Tamara Trampe & Johann Feindt
Es sind nur vier Dokumentarfilme, für die Tamara Trampe und Johann Feindt als Regisseure gemeinsam verantwortlich zeichneten: Der schwarze Kasten (1992), das Psychogramm eines ehemaligen Oberstleutnants der Staatssicherheit; Weiße Raben – Alptraum Tschetschenien (2005) über die physischen und psychischen Beschädigungen junger russischer Soldaten; der „Heimat Berlin“-Film Wiegenlieder (2010) und Meine Mutter, ein Krieg und ich (2014) über Trampes eigene Herkunft und Geschichte. Gleichwohl zählen diese vier Arbeiten zu den herausragenden Dokumentarfilmen der Nachwendezeit. Sie erzählen von staatlicher Gewalt und dem Verlust des inneren Kompasses; von Kriegstraumata, Kindheitserinnerungen und einer Familiengeschichte, die ebenfalls von Gewalterfahrungen und Traumatisierungen geprägt ist. Gemeinsam haben Tamara Trampe und Johann Feindt ein dokumentarisches Œuvre geschaffen, das in der Begegnung mit Menschen den Ausdrucksformen komplexer psychosozialer Phänomene ebenso auf den Grund geht wie deren gesellschaftlichen Ursachen und historischen Dimensionen.
Neugier, so Tamara Trampe, ist das Wichtigste, worauf es beim Dokumentarfilm ankommt. Nicht einer Frage nachgehen, sondern schauen, was auf einen zukommt. Offen sein fürs Gespräch. Und tatsächlich sind die Gespräche, die Tamara Trampe mit ihren Protagonisten führt und denen Johann Feindt eine visuelle Form gibt, so etwas wie die Herzkammer ihrer Filme. Ungewöhnlich intensive Begegnungen auf Augenhöhe, geprägt von einem neugierigen, unaufdringlichem, aber insistierenden Interesse am Gegenüber, an den Beweggründen seines Denkens, Handelns und Fühlens.
Die vier in Ko-Regie entstandenen Arbeiten von Trampe und Feindt bilden den Kern dieser neuen Ausgabe von Dokumentarische Positionen, unserer Erkundung dokumentarischen Filmschaffens jenseits des Mainstreams. Neben den gemeinsam mit der 2021 verstorbenen Filmemacherin Tamara Trampe entstandenen Arbeiten versammelt die Reihe auch selten gezeigte Dokumentarfilme, bei denen Johann Feindt alleine oder mit anderen Filmschaffenden Regie führte.
Wir danken Johann Feindt und Borjana Gaković für ihre Unterstützung.