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Geboren am 9. November 1914 als Hedwig Eva Maria Kiesler in Wien, gestorben als Hedy Lamarr am 19. Januar 2000 in Florida. Dazwischen ein Jahrhundertleben. Während heute vor allem die unglaubliche Geschichte fasziniert, wie die jüdische Exilantin und „schönste Frau der Welt“ 1942 durch ihr Patent auf ein Frequenzsprungverfahren zur Ideengeberin für Bluetooth und Mobilfunk wurde, verblasst allmählich die Erinnerung an ihre außergewöhnliche Filmkarriere. Dabei gehörte Hedy Lamarr zu den populärsten Schauspielerinnen der USA, was ihr eine Sonderrolle innerhalb der europäischen Emigranten in Hollywood einräumt.

Lamarr geborene Kiesler wuchs in einer wohlhabenden Bankiersfamilie auf, studierte Schauspiel an Berliner und Wiener Bühnen und gelangte rasch zum aufkommenden Tonfilm. Ekstase katapultiert sie zum Weltruhm, da sich Regisseur Gustav Machatý in seiner visuellen Evozierung des Erotischen allein auf ihr Gesicht und ihre Körpersprache verließ. Ein Jahr später, 1933, dann der Bruch in Hedy Kieslers Karriere. Sie heiratet den österreichischen Waffenfabrikanten Fritz Mandl, der weitere Filmarbeiten verbietet. Sie entflieht dem goldenen Käfig 1937 und gelangt nach London, wo Louis B. Mayer, der Leiter der Metro-Goldwyn-Mayer-Studios, neue Stars für seinen Konzern sucht. Aus Hedy Kiesler wird Hedy Lamarr. Sie war Jüdin und entkommt so knapp dem deutschen Vernichtungshorror in Europa.

Ihre ersten Filme in den USA sparen nicht an Melodrama und Manierismus. „The secret of her fascination lies in her face, her features and her eyes“, schreibt die New York Herald Tribune begeistert über Lady of the Tropics. Der strenge Mittelscheitel, das pechschwarze Haar — allein ihr Stil kündigt einen neuen Typus auf der Leinwand an. Die Hochzeit von Lamarrs Karriere fällt in die Five Fat Years Hollywoods, die Zeit zwischen 1941 und 1946, in der das einheimische Publikum wächst, 90 Millionen Kinotickets wöchentlich in den USA verkauft werden und die Studios bereit sind, nicht nur bis dahin ungeahnte Summen zu investieren, sondern auch gewagte künstlerische Innovationen zuzulassen. Lamarrs Filme führen dabei durch unterschiedliche Genres dieser Zeit, ins Melodrama ebenso wie in die Komödie, in den Film noir wie in den Western. Dass Lamarrs Stern mit dem Ende des Kriegs zu sinken beginnt, begründet Filmhistoriker Jan-Christopher Horak mit einem gewandelten, konservativen Frauenbild. Hedy Lamarr konnte sich „in den 40er Jahren als Filmstar in Hollywood behaupten, weil ihr Starimage des starken, erotisch aggressiven und selbstständigen Frauentyps, das tabubrechend die Beziehungen zwischen den Geschlechtern im Kontext eines Marktes betrachtete, einen Großteil der weiblichen Zuschauer dieser Jahre ansprach.“ 1945 verlässt Lamarr MGM, produziert fortan ihre Filme selber oder arbeitet mit unabhängigen Produzenten zusammen. So bewahrt sie ihren Figuren Intelligenz und Modernität.

Hedy Lamarr ist längst zu einem Mythos der Filmgeschichte geworden. Andy Warhol setzt ihr 1966 mit Hedy ein fragwürdiges Denkmal. François Truffaut nimmt in La Nuit américaine (1973) auf sie ebenso Bezug wie Mel Brooks in Blazing Saddles (1974). Statt sich auf den Mythos zu fixieren, entdeckt die von Stephan Ahrens kuratierte und vom Hauptstadtkulturfonds geförderte Filmreihe das vielfältige künstlerische Schaffen Lamarrs in einer der aufregendsten Zeit in Hollywood.

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