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Jedes Jahr steht am 1. August um 17 Uhr die polnische Hauptstadt still. Man gedenkt des Warschauer Aufstands, der um diese Uhrzeit im Jahr 1944 begann und in dem die Polnische Heimatarmee bis zum 2. Oktober Widerstand gegen die deutsche Übermacht leistete. Rund 15.000 polnische Soldatinnen und Soldaten und 150.000 bis 225.000 polnische Zivilistinnen und Zivilisten kamen ums Leben. Große Teile Warschaus wurden zerstört und unbewohnbar, weil Heinrich Himmler nach der Niederschlagung des Aufstands den Befehl gab, die Stadt dem Erdboden gleichzumachen.

Der Warschauer Aufstand – außerhalb Polens gelegentlich mit dem Aufstand im Warschauer Ghetto von 1943 verwechselt – ist ein zentraler polnischer Erinnerungsort. Er hat Debatten angestoßen über Sinn und Unsinn von Rebellionen, über Heldenverehrung und die Diskrepanz zwischen öffentlicher und privater Erinnerungskultur in der Volksrepublik Polen. Auch über die Rolle der Sowjetunion und Russlands im Krieg wurde in diesem Zusammenhang debattiert. Denn die Rote Armee wartete mit ihrem weiteren Vormarsch auf Warschau, bis die Deutschen den Aufstand niedergeschlagen hatten.

Seit 1989 wird der Warschauer Aufstand offener und kontroverser diskutiert, besonders seit der Gründung des Museums des Warschauer Aufstands im Jahr 2004. Dieses Museum dokumentiert und erforscht die Geschichte des Aufstands und richtet sich explizit auch an ein jugendliches Publikum.

Im Kino des kommunistischen Polens spielte der Aufstand auch aufgrund der außenpolitischen Beziehungen zur Sowjetunion nur eine untergeordnete Rolle. Dennoch entstand ab Mitte der 1950er Jahre eine Reihe herausragender Filme zum Thema, nachdem 1947 bereits Leonard Buczkowskis Spielfilm Zakazane piosenki (Verbotene Lieder) von der Zeit der deutschen Besatzung in Warschau erzählt hatte. Die Auswahl der Retrospektive konzentriert sich auf diese filmische Auseinandersetzung mit dem Warschauer Aufstand in den 1950er Jahren und ergänzt sie um zwei jüngere Beispiele aus den letzten beiden Jahrzehnten. (Rainer Mende)

Die Retrospektive Himmel aus Stein. Der Warschauer Aufstand im Film findet im Rahmen des Festivals filmPOLSKA und des Programmschwerpunkts Geschichte und Bildung statt, der aus dem Fonds für Kulturförderung des Ministeriums für Kultur und Nationales Erbe der Republik Polen unterstützt wird.

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