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Als Dichter wurde er berühmt, als Filmautor aber ist er kaum bekannt. Dabei hat Günter Kunert (1929-2019) über 48 Jahre hinweg die Szenarien für insgesamt 63 Kino- und Fernsehfilme, Serien und Filmfeuilletons geschrieben. Eine geradezu uferlose Fabulierfreude und ein enormer Bilderreichtum, verbunden mit scharfem, intelligentem Witz, charakterisieren seine Texte für Film und Fernsehen, auch die vielen nicht realisierten Arbeiten. Scheinbar mühelos überführte Kunert seinen fantastischen Kosmos in ein modernes Massenmedium und bediente dabei etliche Genres: den Krimi, die Gesellschaftssatire, das Kammerspiel, die Fernsehserie, das Melodram, Film- und Fernsehessays.

Als entschiedener Individualist rieb sich Kunert an den bleiernen Verhältnissen in der DDR und hatte lange Auseinandersetzungen mit der Zensur. 1976 gehörte er zu den Erstunterzeichnern der Petition gegen die Ausbürgerung von Wolf Biermann. 1979 verließ er die DDR und lebte danach in Schleswig-Holstein. Stets fragte der Kulturpessimist Kunert zuerst sich, dann sein Publikum, wieviel Wahrheit dem Menschen zuzumuten sei.

Unterhaltsam, vergnüglich, kurzweilig sind seine Filme und Entwürfe noch bei überraschenden Wendungen. Pessimismus und sprühender Witz verbinden sich zu einer faszinierenden Einheit. Einen Einblick in dieses vielschichtige Werk geben zwei Filmabende, deren Anlass das Erscheinen des Buches Kunerts Kino (Edition Schwarzdruck, Gransee 2023) ist. In dem von dem Filmhistoriker Günter Agde herausgegebenen Sammelband werden erstmals alle verfilmten, gedruckten und verbotenen Texte des Dichters Günter Kunert publiziert, die er fürs Kino geschrieben hat.

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