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Was war witzig im „Dritten Reich“? Worüber durfte und sollte gelacht werden, nachdem Propagandaminister Joseph Goebbels die Kontrolle über das deutsche Filmschaffen erlangt hatte? Welche komischen Typen waren fortan gefragt? Anknüpfend an zwei Filmreihen zum komischen Beiprogrammfilm der Jahre 1933 und 1934 widmen wir uns abschließend jenen Kurzkomödien, die zwischen 1935 und 1939 vor den langen Spielfilmen im Kino zu sehen waren. Die nationalsozialistische Diktatur war fest etabliert, jede Opposition wurde im Keim erstickt, weite Teile des Kulturlebens waren gleichgeschaltet. Vor diesem Hintergrund wirken die Filme heute wie aus der Zeit gefallen. Von den politischen Umwälzungen ist nichts zu spüren, auch nichts von der Lust am Regelverstoß und an maßlosen Übertreibungen, wie sie in manchen früheren Komödien auffällt. Im bürgerlichen, etwas gestrig wirkenden Milieu, in dem viele Geschichten spielen, gibt es Herrschaften und Hausangestellte, Irrtümer und Verwechslungen, kleine und größere Schwindeleien. Es geht um Mode, Männer, die sich wichtig nehmen, manchmal auch um betrügerische Nonnen. Die Inszenierung lässt oft auf schmale Budgets schließen, umso wichtiger ist die Mitwirkung von Routiniers vor und hinter der Kamera, darunter Blandine Ebinger, Werner Finck, Liesl Karlstadt und Hubert von Meyerinck, Paul Heidemann, Walter Steinbeck sowie exzentrische Komiker wie Karl Valentin und Ludwig Manfred Lommel.

Dass man im „Dritten Reich“ keine Witze über Hitler machen durfte und spöttische Bemerkungen selbst im privaten Raum lebensgefährlich sein konnten, wurde dem in vielen Beiprogrammfilmen eingesetzten Schauspieler und Kabarettisten Robert Dorsay zum Verhängnis. 1943 wurde er wegen angeblicher Wehrkraftzersetzung in Plötzensee hingerichtet. Ein Jahr später fielen dem Vernichtungswillen auch die jüdischen Schauspieler Kurt Gerron, Willy Rosen und Otto Wallburg zum Opfer, die als komische Chargen das deutsche Filmschaffen bis 1933 bereichert hatten und danach vertrieben worden waren. (Philipp Stiasny)

Mit freundlichem Dank an Rolf Aurich und Günter Knorr.

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