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„Wir waren frei, ohne uns dessen bewusst zu sein. Wir waren frei, ohne befreit worden zu sein. Niemand hat uns empfangen, aber darüber haben wir uns nicht beschwert.“ So lakonisch schildert der französische KZ-Häftling Guy Chataigné in Martin Gressmanns Dokumentarfilm Nicht verRecken sein persönliches Ende des Zweiten Weltkrieges. Als Achtzehnjähriger war der Résistance-Kämpfer 1943 im Konzentrationslager Sachsenhausen interniert worden, musste Zwangsarbeit im Klinkerwerk leisten und überlebte den Todesmarsch im April 1945.

Nur etwas mehr als eine Stunde dauert die Bahnfahrt von Berlin-Mitte nach Oranienburg, wo in Sachsenhausen ab Sommer 1936 ein neues Konzentrationslager entstand. Bis 1945 waren hier 200.000 Menschen inhaftiert: politische Gegner*innen des Nationalsozialismus, Jüdinnen und Juden, Sinti*zze und Rom*nja, Homosexuelle ebenso wie „Berufsverbrecher“ und „Asoziale“. Bildeten zunächst deutsche Staatsbürger*innen die Mehrzahl, so wurden nach Kriegsbeginn immer mehr ausländische Zwangsarbeiter*innen, Kriegsgefangene und ausländische Gegner*innen des Regimes nach Sachsenhausen und ab 1941 in seine zahlreichen Außenlager gebracht, vor allem aus der Sowjetunion und Polen. Von den Häftlingen, unter ihnen rund 20.000 Frauen, kamen Zehntausende durch Hunger, Krankheit, Zwangsarbeit, medizinische Versuche und Misshandlungen um oder wurden Opfer systematischer Vernichtungsaktionen der SS.

Anfang Mai 2025 jährt sich die Befreiung des Lagers zum 80. Mal. Aus diesem Anlass finden in Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen sowie in der Gedenkstätte Todesmarsch im Belower Wald und am Gedenkort KZ-Außenlager Klinkerwerk zahlreiche Veranstaltungen statt. Begleitend zeigt das Zeughauskino in Zusammenarbeit mit Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen an vier Abenden Spiel- und Dokumentarfilme, die sich auf ganz unterschiedliche Weise dem Ort und seinen Geschichten annähern: als nüchterne Beschreibung des alltäglichen Grauens in Egon Monks epochalem Fernsehspiel Ein Tag – Bericht aus einem deutschen Konzentrationslager 1939 (1965), als Drama nach authentischen Ereignissen im Oscar-Preisträger Die Fälscher (2007), als Dokumentarfilm auf den Spuren der Häftlinge, die im Frühjahr 1945 auf den Todesmarsch geschickt wurden, in Nicht verRecken (2021) und in einem Programm, das Todeslager Sachsenhausen, den ersten deutschen Film über ein nationalsozialistisches Konzentrationslager, in den Mittelpunkt stellt. (Philipp Stiasny)