Terrorismus im Westen
In den letzten Jahren entstanden in Deutschland, aber auch in anderen Ländern einige Filme, die auf den Terrorismus zurückblickten, der vor allem in den siebziger Jahren eine politische Herausforderung für die westlichen Demokratien darzustellen schien. Fast könnte man von einer kleinen Welle solcher Filme sprechen, die zum Teil sogar die Täter zu Pop-Figuren verklärte. Die weitaus meisten der neuen Filme aber gehen von einer anderen Per-spektive aus. Waren die Filme der siebziger und achtziger Jahre vor allem Warnungen vor einem Abbau des Rechtsstaates angesichts der Bedrohung durch die weitgehend isoliert bleibenden Täter, so fragen die neueren Filme nach den Motivationen der Akteure, behandeln das Leben nach dem Ausstieg aus der Gruppe, zeichnen Biographien nach. Nicht alle Formen des Terrorismus in den westlichen Gesellschaften gehören dabei einer abgeschlosse-nen Periode der Geschichte an. Noch immer gehören Anschläge in einigen Staaten zur bitteren politischen Realität, nirgendwo aber mehr als im Falle der palästinensischen Selbstmordkommandos gegen israelische Bürger. Auch dieses Thema greifen Filme auf, die wir in unserer Reihe vorstellen. Vielleicht kann man eine Gemeinsamkeit der ausgewählten Werke so zusammenfassen: Die Filme behandeln den Terrorismus als ein Phänomen der eigenen Gesellschaft, ohne ihn zu rechtfertigen. Die ausgeübte Gewalt bleibt in ihnen sinnlos und nicht zu rechtfertigen, aber sie wird als etwas begriffen, das im Innern der eigenen Gesellschaft entsteht, sie kommt nicht einfach und ausschließlich von außen. Der Terrorismus im Westen, nicht der terroristische Angriff auf den Westen, ist das gemeinsame Thema. Zusam-men mit den schon in früheren Jahrzehnten entstandenen Filmen bieten diese neuen Titel nun eine Möglichkeit, den Veränderungen im filmischen Umgang mit terroristischen Gewaltakten nachzuspüren