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Ulli Lommels Karriere ist einzigartig. Im Umkreis des Neuen Deutschen Films und der Münchener Szene wurde er als Schauspieler zum gefeierten Star, spielte unter anderem an der Seite von Mario Adorf und Heinz Rühmann sowie unter der Regie von Rainer Werner Fassbinder, Rudolf Thome oder Russ Meyer. Ab Beginn der 1970er-Jahre nahm Lommel auch hinter der Kamera Platz und realisierte in der Bundesrepublik eine Reihe höchst eigenwilliger, teilweise finanziell einträglicher Autorenfilme.

Mit dem durchschlagenden Erfolg seines halluzinogenen Okkult-Schockers The Boogeyman (1980) verlagerte er seinen Lebens- und Arbeitsschwerpunkt in die USA und bewegte sich sukzessive in filmgeschichtlich weniger arrivierte Gefilde. Im Akkord entstanden niedrigbudgetierte Genre-Produktionen – bewusstseinserweiternde, häufig mit großzügigen Stock Footage-Aufnahmen und Selbstzitaten angereicherte Action-, Kriegs- und Horrorfilme –, deren Spur sich mit fortschreitender Karrieredauer in einer Gemengelage aus eigensinniger Veröffentlichungs- und Archivpolitik, pleite gegangenen Verleihern und zahllosen Alternativtiteln verliert.

Zurück in den Fokus der deutschen Kino- und Presselandschaft katapultierte sich Lommel 2004 mit dem jenseitigen (aber nicht uninteressanten) Daniel Kübelböck-Vehikel Daniel, der Zauberer, das zum kolossalen Flop geriet, aber bis heute im Gespräch geblieben ist. International lenkte ein Zyklus günstig für den DVD-Markt produzierter True Crime-Reißer wieder verstärkt die Aufmerksamkeit auf Lommels Regiearbeit.

Bis über seinen von zahlreichen würdigenden Nachrufen flankierten Tod im Jahr 2017 hinaus ist Ulli Lommel als schillernde Persönlichkeit bekannt geblieben – vor allem auch durch Kontakte und spektakuläre Anekdoten mit zahlreichen Prominenten aus dem Film- und Showbusiness, die nicht zuletzt durch ihn selbst großzügig kolportiert wurden. Fast schon in den Hintergrund getreten ist demgegenüber ein außergewöhnliches Regie-Œuvre, das fast fünf Jahrzehnte und unterschiedlichste Entstehungskontexte umspannt.

Ulli Lommels nie ganz in tradierten Genre- und Produktionskonventionen aufgehendes Parakino ist überraschend und abseitig, originell und widerspenstig. Seine Filme, bei denen er häufig auch Drehbuch, Kamera und Schauspiel übernahm, decken ein breites Spektrum an Themen und Tonalitäten ab; durch ihre grundlegende Exzentrik sowie zahlreiche motivische und erzählerische Kontinuitäten bleiben sie aber auf spannende Weise und über Dekaden hinweg miteinander vermittelt.

Die von Christian Lenz kuratierte Retrospektive The Return of The Boogeyman lädt dazu ein, dieses ungewöhnliche Werk in seiner ganzen Breite wiederzuentdecken, und präsentiert Highlights aus fast allen Schaffensphasen des Regisseurs – viele davon als rare Analogkopien und deutsche Kinopremieren. An einem Schwerpunktwochenende gibt es zudem die einmalige Möglichkeit, besonders intensiv in die Filme von Ulli Lommel einzutauchen und mehrere Arbeiten begleitet von Einführungen und Gesprächen zu sehen.

Außerdem präsentieren wir vom 11. Juni bis 2. Juli im Zeughauskino online das rare Frühwerk Wachtmeister Rahn (1974) zum kostenlosen Streaming.

Das Line-Up des Schwerpunktwochenendes

Rückblick