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Produktion: Herman van der Horst Haarlem, Netherlands, for ECA Netherlands
Regie: Herman van der Horst
Land/Jahr: NL 1951
Länge: 19'
Sprache: Englisch
Format: 16mm, 1:1.37, mono, b/w

Über dem Bild einer bewegten See und auslaufender Fischerboote läuft ein Zwischentitel: „This film could not have been made without the aid of the people and the government of the Netherlands who have worked together with the support of the Marshall Plan, to bring about the economic recovery of their country. Above all, a debt of thanks is owed to the Dutch hering fishermen, the men who shoot the nets!“

Nach diesem Titel wird der Marshall-Plan keine Rolle im Film mehr spielen – weder im Kommentar noch durch das berühmte Logo. Tatsächlich ist der Regisseur van der Horst viel stärker an bestimmte Vorgängen und Arbeitsabläufen interessiert als an einer Geschichte, in der mit den Hilfslieferungen die Wendung zum Besseren eintritt. Darin bereitet Shoot the nets..! schon Houen Zo! vor. Dort verzichtete van der Horst ganz auf den Kommentar, den er schon in Shoot the nets..! sehr sparsam einsetzt und zwar fast ausschließlich, um Kontextinformationen zu liefern. Nie verdoppelt er die Bilder. Wichtiger als die sprachlich vermittelte Botschaft sind auf der Tonebene ohnehin die ausgesprochen präsenten Geräusche und die knappen Kommandos, mit der die Fischer ihre Arbeit organisieren. Es gibt keine Musik, dafür komponiert van der Horst seine “atmosphärischen” Töne – Wellen, Wind, Möwenschreie, Funkmeldungen, Zurufe dominieren.

Die Story ist nur angedeutet, richtet sich auf einen scheinbar simplen Vorgang: den Heringsfang. Eine Exposition bereitet auf die Ausfahrt vor, die schwere Arbeit auf hoher See macht den Hauptteil aus. Die Rückkehr zum Hafen, bei rauher See und hohem Wellengang, gibt ein atemraubendes Ende, eigentlich ein Abbrechen, denn nicht einmal das Einlaufen selbst, geschweige das Entladen des Fangs sind noch gezeigt.

Die Vorbereitungen zum ersten Auslaufen der neuen Fangsaison, mit den pittoresk wirkenden Trachten der Netze knüpfenden Frauen, den präzisen alltäglichen Verrichtungen vom Schmieren der Ankerkette, dem Anstreichen des Bootes, den Herstellen und Stapeln der Fässer, zeigen eine Gemeinschaft, die ganz auf ein Ziel hin arbeitet. Präzis, ruhig laufen die Vorbereitungen und van der Horst liefert eine Art Kompendium all der notwendigen Arbeiten, bevor die Flotte der Fischer zum ersten Mal in Jahr den Hafen verlassen kann. Diese Sorgfalt gegenüber den verschiedenen Gewerken und sogar Handgriffen behält der Film bei, immer wieder konzentriert er sich auf das Ineinandergreifen der Arbeitsschritte. Die Kamera ist großartig geführt und Shoot the nets..! sicher einer der schönsten Filme, der mit den Mitteln der ECA produziert wurden. 1951 gewann der Film in Cannes den Preis für den besten Dokumentarfilm, im nächsten Jahr konnte der Filmemacher den Erfolg mit Houen Zo! wiederholen.

© Rainer Rother