Im Rahmen der Reihe Film und politische Öffentlichkeit
Paßt bloß auf
BRD 1981, R: Medienwerkstatt Freiburg, 72'
Audio-Einführung von Thomas Beutelschmidt
Die Verbreitung von mobil einsetzbaren Video- und Schnittrecodern führte in der Bundesrepublik ab Ende der 1970er Jahre zu einem regelrechten Boom an Filmgruppen, die im Kollektiv und mit VHS-Kameras politische Widerstände „von unten“ dokumentierten und abseits konventioneller Produktionszusammenhänge auf die Herstellung von Sichtbarkeit drängten. Gegenüber Schmalfilmformaten von 16mm bis Super-8 war Video-Technik noch kostengünstiger, vor allem aber auch weniger voraussetzungsreich in der Handhabe, Bearbeitung und Distribution und begünstigte somit die Verbreitung gegenkultureller Repräsentationsformen.
Pionierin auf diesem Gebiet war die Medienwerkstatt Freiburg, die sich 1978 im Universitäts-Umfeld gründete und eng mit örtlichen Protestbewegungen vernetzt war. Bis in die Neunzigerjahre realisierte das Kollektiv zahlreiche Videobänder, die quer durch die Republik und vor allem in besetzten Häusern gezeigt wurden. Ein besonders eindrucksvolles Zeitdokument ist die erste, kurioserweise im Auftrag des ZDF produzierte Langfilmarbeit der Gruppe. Paßt bloß auf – Ein Film aus der Kultur von unten beschäftigt sich aus Beteiligtenperspektive mit der Besetzung des Freiburger „Schwarzwaldhofs“ und ihren Folgen – von prügelnden Zivilfahndern und Straßenschlachten über Fernsehdebatten und den Gefangenalltag verhafteter Demonstranten. Der Film verzichtet dabei auf direkte Einordnung des Gezeigten, legt seine Haltung aber in präzise gesetzten Montage-Konstellationen offen und überrascht mit ausgefallenen Videotricks. (Christian Lenz)