A Toca do Lobo
A Toca do Lobo
P 2015, R: Catarina Mourão, K: João Ribeiro; Catarina Mourão, S: Pedro Duarte, T: Armanda Carvalho, M: Bruno Pernadas, P: Maria Ribeiro Soares, Laranja Azul, Portugal Film, 102' · DCP, OmeU
SO 16.10. um 20 Uhr · Zu Gast: Catarina Mourão im Gespräch mit Sérgio Costa (FU Berlin)
1974 brachte für Portugal zwar das Ende des Salazar-Regimes, doch die Auswirkungen einer Diktatur bleiben über Generationen hinweg spürbar. Nachdem die Archive des Regimes nach Jahrzehnten endlich der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wurden, fällt die Wiederaneignung der Familiengeschichten nun der Enkelgeneration zu.
Der Essayfilm der portugiesischen Filmemacherin Catarina Mourão ist die Geschichte einer solchen Zurückgewinnung. Mourão begibt sich auf die Suche nach dem Schicksal ihres Großvaters, des Schriftstellers Tomáz de Figueiredo. Es ist zunächst die Geschichte einer Abwesenheit. Schon bevor er Mitte der 50er Jahre in eine psychiatrische Klinik eingewiesen wird, lebt de Figueiredo fern der Familie. Mithilfe von Archivmaterial, Gesprächen, Fotografien und verschiedenen Ortsbesuchen versucht Mourão, Licht in die Geschichte des Großvaters zu bringen. Sein bekanntestes Buch, A toca do lobo, vermacht dem Film seinen Titel und ein Problem: Das Licht, mit dem man in die Wolfsschanze leuchtet, erhellt immer nur Teile der Höhle; oft taucht es das, was in nächster Nähe liegt, in tiefere Dunkelheit. Jedes Beleuchten ist Auswahl, Entstellung, Interpretation. Das in diesem Film vielverwendete Schwarz ist hingegen eine ehrliche Farbe.
In den Dokumenten und Erinnerungen, das zeigt Mourão, lässt sich nicht Wahrheit finden, sondern nur ein Verhältnis zur Wahrheit. Und in einer wunderbaren Wendung am Ende dieses sensiblen und poetischen Films gelingt es der Filmemacherin, ein Verhältnis dieser Art spielerisch zu kreieren. (abe)