Abschied von den Fröschen
D 2011, R/B: Ulrike Schamoni, Grete Jentzen, K: Ulrich Schamoni, 96’ · DCP
FR 22.11. um 21 Uhr · Zu Gast: Ulrike Schamoni und Grete Jentzen
1996: Ulrich Schamoni ist endgültig aus dem von ihm gegründeten Berliner Lokalfernsehsender IA gedrängt worden. Der vielleicht größte Traum des einstigen Filmemachers, der mit dem Radiosender Hundert,6 sehr erfolgreich war, ist geplatzt. Schamoni sitzt in seiner vollgestopften Villa in Grunewald, in der er drei Spielfilme gedreht hat, und ist an Leukämie erkrankt. Zum Glück gibt es inzwischen hervorragende kleine Videokameras, und Schamoni hat seine Begeisterung für neue Technik so wenig verloren wie sein Vergnügen daran, vor die Kamera zu treten. Meist im Bademantel oder ähnlich leger gekleidet, dokumentiert er – eifrig Zigarren rauchend – den Alltag in Haus und Garten, plaudert über ein von ihm verfolgtes Projekt um Hermann den Cherusker oder die nervigen Bauarbeiten auf dem Nachbargrundstück. Wenngleich zunehmend von der Krankheit überschattet, wirkt das Gezeigte über weite Strecken wie ein Zeugnis entspannten Müßiggangs und damit fast wie eine Fortsetzung von Chapeau Claque. So dokumentiert Schamoni die Monate, die seine letzten sein werden, bis kurz vor seinem Tod am 9. März 1998.
2011 schufen Ulrich Schamonis Tochter Ulrike Schamoni und die Cutterin Grete Jentzen aus dem 170 Stunden umfassenden Videotagebuch diesen Film. Ergänzt um Ausschnitte aus anderen Arbeiten Ulrich Schamonis und weiteres dokumentarisches Material entstand das Portrait eines Filmemachers und Medienmanagers, der den Eindruck erweckte, mindestens ebensoviel Zeit mit Arbeit wie damit zu verbringen, das Leben einfach zu genießen. (gym)