Ärztinnen
Ärztinnen
DDR 1984, R/B/M: Horst Seemann, K: Otto Hanisch, D: Judy Winter, Inge Keller, Walther Reyer, Rolf Hoppe, Daniel Jacob, Michael Gwisdek, 102’ · 35mm
SA 22.06. um 19 Uhr + FR 28.06. um 21 Uhr
Mit einem ihrer letzten gegen den Westen gerichteten Spielfilme tappte die DEFA in die gleiche Falle wie ein Vierteljahrhundert zuvor bei Spielbank-Affäre: Abermals wurde versucht, mit Hilfe westlicher Darsteller auch für den westlichen Markt zu produzieren. Dank Kooperationen mit Partnern in der Schweiz, Schweden und West-Berlin konnte dort sogar gedreht werden. Die Adaption des 1980 uraufgeführten Stücks von Rolf Hochhuth um eine Ärztin, die ihren Job bei einem Pharmakonzern verliert, da sie dessen fahrlässiges, profitfixiertes Vorgehen nicht decken will, derweil ihre Tochter diesbezüglich weit weniger Skrupel hat, sollte die moralische Verkommenheit des westlichen Systems und seiner „besseren“ Kreise demonstrieren. Die kolportagehafte Story wurde so aber in einem exklusiven, optisch sehr attraktiven Milieu angesiedelt – auch und gerade für die Augen östlicher Kinozuschauer, die von vergleichbaren Wohnverhältnissen, Kleidern, Autos, Reitstunden und anderen Konsumfreuden meist nur träumen konnten. Marlies Menge zitierte einen jungen DDR-Bürger nach der Premiere von Ärztinnen, der 1984 auch im Wettbewerb der Berlinale lief: „Das ist wie Werbefernsehen mit Handlung.“ (Die Zeit, Nr. 5, 27.1.1984) (gym)