Al Capone im deutschen Wald
Al Capone im deutschen Wald
BRD 1969, R: Franz Peter Wirth, B: Peter Adler, K: Charly Steinberger, D: Will Danin, Angelika Bender, Rainer Werner Fassbinder, Holger Ungerer, Karl-Josef Kramer, Christof Wackernagel, 104’ · DigiBeta
FR 25.11. um 18.30 Uhr + SO 27.11. um 18 Uhr · Einführung: Jan Gympel
Nur zwei Tage nach Die Revolte wurde im Oktober 1969 im Hauptabendprogramm der ARD Al Capone im deutschen Wald erstgesendet. War es in Die Revolte um einen jungen Mann gegangen, der sich der Linken anzuschließen versucht, so vermischte der seinerzeit bekannte Drehbuchautor Peter Adler das authentische Treiben des „Al Capone vom Pfälzerwald“ und seiner Bande (das damals rund ein Jahrzehnt zurücklag) mit den aktuellen Erfolgen der NPD und dem Auftreten rechter Schlägertrupps: Tagsüber führen Kalle Hamm und seine Kumpel in der Provinz brave bürgerliche Existenzen, nach Feierabend sprengen sie Mülltonnen und üben Schießen. Als Vorbilder dienen ihnen dabei Al Capone und Adolf Hitler, an denen den jungen Männern vor allem imponiert, dass sie sich einfach genommen hätten, was sie wollten, das Recht des Stärkeren durchsetzten und ein „großes“ Leben führten.
Eckhart Schmidt resümierte über den vom „Altroutinier“ Franz Peter Wirth inszenierten Film: „’Al Capone im deutschen Wald’ wäre zweifellos eine der handwerklich besten und dichtesten Arbeiten von Franz Peter Wirth geworden, wenn sich sein Autor Peter Adler nicht in verquere und naive Ambitionen verrannt hätte. (…) Die Kombination Hitlerwahn und Tresorknacken, Nazi-Ideologie und Al-Capone-Abenteuer ist ein völlig irreführendes Phantasieprodukt, von dem sich der Betrachter (denn spannend gemacht, exzellent gespielt und photographiert war’s) unterhalten, aber nicht getroffen fühlen konnte. Der Schuß Adlers ging voll daneben. So sehen die, vor denen man Grund hätte, sich zu fürchten, nicht aus: Die echten und militanten Neonazis werden sich nach dieser Moritat zweifellos gefreut haben.“ (Süddeutsche Zeitung, 25.10.1969). (gym)