Anders als die Andern
Anders als die Andern
D 1919, R: Richard Oswald, B: Richard Oswald, Magnus Hirschfeld, D: Conrad Veidt, Reinhold Schünzel, Anita Berber, 51‘ · Digital SD, dt. ZT
SA 06.04. um 19 Uhr · Am Flügel: Eunice Martins · Einführung: Kai Nowak
Richard Oswald brach in seiner Laufbahn gleich mehrfach Tabus – der Tabubruch von Anders als die Andern war jedoch am folgenreichsten. Engagiert nehmen der Regisseur und sein Berater, der Sexualwissenschaftler Magnus Hirschfeld, Stellung gegen den § 175, der Homosexualität unter Strafe stellte. Die Geschichte einer tragischen Liebe zwischen einem Violinisten und seinem Schüler, die Opfer eines Erpressers werden, zog empörte Reaktionen nach sich. Nicht nur konservative Kreise schlugen Skandal, weil sie Homosexualität lieber weiterhin unter der Oberfläche der bürgerlichen Gesellschaft verborgen wissen wollten. Bei liberalen Kritikern stießen vor allem jene – seltenen – Szenen auf Ablehnung, die Berührungen zwischen Männern zeigten. Diese seien „absonderlich“ urteilte Der Film am 31.5.1919. Dass überhaupt ein Film über gleichgeschlechtliche Liebe unter Männern auf die Leinwände gelangen konnte, war der kurzen Zeit ohne Filmzensur in der jungen Weimarer Republik zu verdanken. Um für die Wiedereinführung der Zensur zu trommeln, argumentierten deren Befürworter fortan gerne mit den Grenzüberschreitungen von Anders als die Andern. (kn)