„Es hängt einfach so viel zusammen mit den Flüssen“, begründete Peter Nestler einst sein Interesse an Wasserläufen. Betrachtet man genauer, wie Nestler Wasser filmt, wird einmal mehr deutlich, wie stark sich ökonomische und ökologische Ausbeutungsmechanismen in Landschaften einschreiben. In seinem Debütfilm Am Siel nimmt er die Perspektive eines Siels ein und schaut vom Standpunkt des Geländes auf die Menschen. In Rheinstrom zeigt er die Wasserstraße als Arbeitsplatz, auf der sich schuftende Männer in von der Kamera registrierten Bewegungsströmen verlieren. In Uppför Donau berichtet Nestler von der Donauschifffahrt und durchmisst einen für die europäische Geschichte entscheidenden Raum. Zwischen den sich unentwegt fortbewegenden Booten und der vorbeiziehenden Landschaft entsteht ein Dialog, der Bewegung als Grundbedingung menschlichen Seins auffasst. Wie Wilhelm Roth bemerkt hat, verschränken sich an den Flüssen Nestlers nicht nur Räume, sondern auch Zeiten: In Uppför Donau etwa fallen Budapest, Mauthausen und die Nibelungen in einen einzigen Geschichtsstrom. Dieses wie ein Wasserlauf mäandernde Filmemachen sucht nach dem Verbindenden zwischen den Dingen, dem also, was dem Leben Sinn verleiht. (ph)
Weitere Notizen von David Perrin zu Am Siel, von Alexander Scholz zu Rheinstrom und von Helena Wittmann über Uppför Donau auf Jugend ohne Film
Am Siel
R/B: Peter Nestler, K/S: Peter Nestler in Zusammenarbeit mit Kurt Ulrich, 13‘
Rheinstrom
R/B: Peter Nestler in Zusammenarbeit mit Reinald Schnell, K/S: Peter Nestler, 13‘
Uppför Donau
R/B: Peter Nestler in Zusammenarbeit mit Zsóka Nestler, K/S: Peter Nestler, 28‘