Lachende Erben: Komödianten der Stummfilmzeit
Mittwoch, 18. Januar 2017, 20.00 - 00.00 Uhr
Aus eines Mannes Mädchenzeit & Meyer aus Berlin
Aus eines Mannes Mädchenzeit & Meyer aus Berlin
Aus eines Mannes Mädchenzeit
D 1913, R: unbekannt, D: Wilhelm Bendow, Manny Ziener, Olga Engl, Siegfried Berisch, 21‘ · 35 mm
Meyer aus Berlin
D 1918, R: Ernst Lubitsch, B: Ernst Lubitsch, Hanns Kräly, Erich Schönfelder, D: Ernst Lubitsch, Trude Troll, Ethel Orff, Heinz Landsmann, 50‘ · 35 mm, ndl. ZT
MI 18.01. um 20 Uhr · Am Flügel: David Schwarz
Geht es in Schuhpalast Pinkus um den sozialen Aufstieg zu Stellung, Geld und Ansehen, so parodiert Ernst Lubitsch in Meyer aus Berlin die modischen und erotischen Eskapaden des neuen Bürgers, der zwar mittlerweile über genügend Geld verfügt, aber weiter mit Dreistigkeit und Chuzpe zum Erfolg kommen will. Aus Sally Pinkus wird Sally Meyer (Ernst Lubitsch), der Urlaub von seiner Frau braucht und deshalb von Berlin in die Alpen reist. Im Hotel beginnt er sofort ohne den geringsten Sinn für Peinlichkeit, einer bereits verlobten Frau (Trude Troll) den Hof zu machen. Als Sally seiner Angebeteten auf eine Klettertour zum Watzmann folgt, wird es turbulent, denn seine Ehefrau ist ihm auf den Fersen. „Der Film heißt vom Anfang bis zum Ende Lubitsch. Nicht allein weil er den komischen Helden spielt und sich die vergnügte Handlung schließlich nur um seine Person dreht, sondern weil niemand, wie er, den Sinn und die Möglichkeiten des Filmlustspiels erfaßt hat.“ (Der Film, 1.2.1919).
Travestie und Verwandlung haben in Lubitschs frühen Komödien stets eine sexuelle, ökonomische und – da seine Figuren als jüdische Typen erkennbar sind – milieuspezifische Komponente. Sie sind auch das Thema von Aus eines Mannes Mädchenzeit. Der großartige Komiker und Kabarettist Wilhelm Bendow (1884-1950) spielt einen jungen Arbeitslosen, der sich als Frau verkleidet, um eine Anstellung als Dienstmädchen zu ergattern. Einerseits ist es ihm nun leichter möglich, in der Nähe einer Kollegin zu sein; andererseits ist er nun selbst den Avancen seines Arbeitsgebers ausgesetzt. Gesellschaftliche Normen, Hierarchien und Geschlechteridentitäten geraten ins Rutschen – im Gewand einer Komödie, in der Bendow andauernd mit den Gelüsten des Publikums kokettiert. (ps)