Bis daß der Tod euch scheidet
Bis daß der Tod euch scheidet
DDR 1978, R: Heiner Carow, B: Günther Rücker, K: Jürgen Brauer, M: Peter Gotthardt, D: Katrin Saß, Martin Seifert, Angelica Domröse, Renate Krößner, Horst Schulze, 96' · 35 mm
SO 03.04. um 20.30 Uhr + DI 05.04. um 20 Uhr
Der von Günther Rücker geschriebene Stoff wurde bei der DEFA über Jahre debattiert und immer wieder beiseitegelegt. Erst nach dem Amtsantritt von Hans Dieter Mäde als neuer DEFA-Generaldirektor erhielt Heiner Carow die Dreherlaubnis. Im Zentrum des Films steht ein junges Paar, der Bauarbeiter Jens und die Verkäuferin Sonja, die in sicheren Verhältnissen leben, in einer neuen Wohnung, mit Kind. Doch der äußere Schein trügt: Jens, der nicht möchte, dass Sonja nach der Geburt des Kindes wieder arbeitet, besteht auf der traditionellen Rollenverteilung zwischen Mann und Frau. Als Sonja hinter seinem Rücken eine Facharbeiterprüfung absolviert, beginnt er zu toben, zu saufen und zu schlagen. Die Ehe mündet, scheinbar unaufhaltsam, in die Katastrophe...
Rücker und Carow reflektierten mit Bis daß der Tod euch scheidet darüber, dass soziale und materielle Sicherheit nicht zwingend auch eine Gewähr für individuelles Glück sind. Auffallend ist die Unfähigkeit des Paares, über sich und die Probleme zu reden; vor allem in der Figur des Mannes bündeln sich Minderwertigkeitskomplexe und Egozentrik, Enge und Dumpfheit, gerade im Sexuellen. Stilistisch greift der Regisseur aufs Melodram zurück: das Provozieren von Tränen als legitimes Mittel zur Selbstreinigung, wobei das Sentimentale immer wieder durch grelle Farben und aggressive Töne gebrochen wird. Nicht zuletzt diese Genrewahl trug dazu bei, dass Bis dass der Tod euch scheidet von Millionen DDR-Zuschauern gesehen und heftig diskutiert wurde. (rs)