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Einführung und Filmgespräch mit Fabian Tietke

Blauvogel ist einer der letzten „DEFA-Indianerfilme“ und einer der wenigen ohne den Star Gojko Mitić. Ulrich Weiß setzt die Tradition der Gegenerzählung aus Sicht der Indigenen fort, im Mittelpunkt steht jedoch ein englischer Siedlerjunge, der von Irokesen entführt und zu einem der ihren gemacht wird. Die Handlung spielt während des französisch-britischen Territorialkriegs rund um die Großen Seen. In ruhigen, manchmal ethnografisch anmutenden Szenen bemüht sich Weiß um einen realistischen Blick auf die Kolonialgeschichte Amerikas. Der von Peter Rabenalt gestaltete Soundtrack verstärkt eine Grundmelancholie, die den Film deutlich von der Masse des längst zum Sommerspektakel gewordenen Genres abhob und ihn zu einer grundsätzlichen Auseinandersetzung mit Fragen von Gewalt und Naturzerstörung machte. Auch wenn das Redfacing der deutschen und rumänischen Darsteller*innen heute ein gewisses Unbehagen bereitet, bleibt Blauvogel ein bemerkenswertes Autorenexperiment in der DEFA-Geschichte. (th)

Fabian Tietke ist Filmwissenschaftler, Kurator und Filmkritiker.

Blauvogel