Bockshorn
- 1984 DDR
- 35mm
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R: Frank Beyer, B: Frank Beyer, Ulrich Plenzdorf nach einem Roman von Christoph Meckel, K: Claus Neumann, D: Jeff Dominiak, Bert Löper, Djoko Rosić, 102‘
Frank Beyers Roadmovie Bockshorn erzählt von der Odyssee zweier Jungen durch ein Fantasieland, in dem sich jeder selbst der Nächste ist und das sich unschwer als die zeitgenössischen USA identifizieren lässt. Diese Zuschreibung gelingt vor allem deshalb, weil die DEFA erstmals in den USA drehen konnte. Aus der Skyline von Pittsburgh, der New Yorker Fifth Avenue, den Peripherien von Philadelphia, Landschaften in Kuba und Bulgarien sowie Studioaufnahmen in Babelsberg entsteht eine Topographie, die wie eine Halluzination wirkt und in der Sauly und Mick vergebens nach dem ihnen gestohlenen Schutzengel suchen. Mit Ulrich Plenzdorf als Drehbuchautor und der Musik des Soulmusic-Duos Angelika Weiz und Günther Fischer war Bockshorn auch Ausdruck eines zwischen Resignation und Aufbruch gespaltenen Lebensgefühls. Als schlügen zwei Herzen in diesem Film: ein letztes Aufbegehren gegen einen schon siegreichen Feind, aber auch die Sehnsucht nach einer Zukunft, in der man weniger müssen muss. In so einer Zukunft müsste man nicht einmal Orgien dekadent finden. (th)
Mariana Ivanova ist akademische Leiterin der DEFA Film Library an der Universität Massachusetts Amherst.