Caravan
Caravan
US 1934, R: Erik Charell, B: Melchior Lengyel, Samson Raphaelson, Robert Liebmann, D: Charles Boyer, Loretta Young, Jean Parker, Phillips Holmes, Louise Fazenda, Eugene Pallette, C. Aubrey Smith, 101’ 35mm, OF
SA 06.07. um 20 Uhr + DI 09.07. um 20 Uhr Einführung am 09.07.: Friederike Horstmann
Nach Der Kongreß tanzt konnte Erik Charell keinen weiteren Film mehr in Deutschland realisieren. Dennoch hat er noch eine zweite Tonfilmoperette inszeniert: In Hollywood, wo er für Universal eine aufwändige (und an den Kinokassen katastrophal gefloppte) Großproduktion auf die Beine stellte. Caravan ist, zumindest in der ersten Hälfte, ein Film der ruhelosen Euphorie, der beständigen Überschreitung. Loretta Young spielt eine ungarische Prinzessin, die ein Paris-Aufenthalt auf dumme Gedanken gebracht hat: Sie ist jetzt ein „modern girl” und hält nicht mehr viel von der Familientradition. Zunächst steckt sie nur den Finger in den Schokoladenpudding, wenig später wird sie eine „gypsy princess” – sie heiratet, halb aus Eigennutz, halb aus Neugier, einen feschen Geigenspieler (Charles Boyer), der vor ihrem Fenster musiziert. Caravan ist ein Triumph des Studiokinos. Das Ungarn des Films ist reine Fantasie, reine Kulisse. Aber die Fantasien, um die es hier geht, und auch die Kulissen, die hier – mit viel Aufwand und offensichtlich einem riesigen Budget – aufgebaut wurden, sind keine Gegenwelten, in denen man sich vor den bitteren Realitäten des Jahres 1934 verschanzt. Diese Realitäten spielen durchaus in den Film hinein. So kann es schlichtweg kein Zufall sein, dass in der allerletzten Szene plötzlich ein militärischer Fackelzug (!) durchs Bild marschiert, begleitet von (allerdings trotzdem noch euphorischer) Marschmusik. (lf)
Nach Der Kongreß tanzt konnte Erik Charell keinen weiteren Film mehr in Deutschland realisieren. Dennoch hat er noch eine zweite Tonfilmoperette inszeniert: In Hollywood, wo er für Universal eine aufwändige (und an den Kinokassen katastrophal gefloppte) Großproduktion auf die Beine stellte. Caravan ist, zumindest in der ersten Hälfte, ein Film der ruhelosen Euphorie, der beständigen Überschreitung. Loretta Young spielt eine ungarische Prinzessin, die ein Paris-Aufenthalt auf dumme Gedanken gebracht hat: Sie ist jetzt ein „modern girl” und hält nicht mehr viel von der Familientradition. Zunächst steckt sie nur den Finger in den Schokoladenpudding, wenig später wird sie eine „gypsy princess” – sie heiratet, halb aus Eigennutz, halb aus Neugier, einen feschen Geigenspieler (Charles Boyer), der vor ihrem Fenster musiziert. Caravan ist ein Triumph des Studiokinos. Das Ungarn des Films ist reine Fantasie, reine Kulisse. Aber die Fantasien, um die es hier geht, und auch die Kulissen, die hier – mit viel Aufwand und offensichtlich einem riesigen Budget – aufgebaut wurden, sind keine Gegenwelten, in denen man sich vor den bitteren Realitäten des Jahres 1934 verschanzt. Diese Realitäten spielen durchaus in den Film hinein. So kann es schlichtweg kein Zufall sein, dass in der allerletzten Szene plötzlich ein militärischer Fackelzug (!) durchs Bild marschiert, begleitet von (allerdings trotzdem noch euphorischer) Marschmusik. (lf)