Chapeau Claque
Chapeau Claque
BRD 1974, R/B: Ulrich Schamoni, K: Igor Luther, D: Ulrich Schamoni, Anna Henkel, Jürgen Barz, Peter Ehlebracht, Karl Dall, Ingo Insterburg, Wolfgang Neuss, Peter Schlesinger, Erika Skrotzki, Rolf Zacher, 94' · 35 mm
MI 18.05. um 20 Uhr + FR 20.05. um 21 Uhr
Der Leistungsverweigerer und Faulenzer ist diesmal kein Lehre-Abbrecher und Bummelstudent, sondern ein um seine Fabriken gebrachter Kapitalist, der letzte Spross einer einstigen Industriellenfamilie, der als historische Endmoräne der einstigen Dynastie in einer mit Tinnef liebevoll ausstaffierten Villa in den Tag hinein lebt, ohne je aus seinem Morgenmantel zu steigen. Dabei dreht er kurze Filmbotschaften, in denen er allerlei Lebensphilosophien und Binsenweisheiten für die Nachwelt zum Besten gibt. Eine Texttafel zu Beginn gibt vor, dass das so entstandene Material Archäologen der Zukunft aufschlussreiche Erkenntnisse über das Leben im 20. Jahrhundert gestattet.
Mit überschaubaren Mitteln in Schamonis eigenem Haus im Grunewald umgesetzt, ist Chapeau Claque eine mit großzügiger Lässigkeit und kindlicher Freude am Sammeln und Ausstellen obskurer Fundstücke realisierte, von einem sanft melancholischen Grundton getragene Komödie über den Rückzug aus dem Lauf der Geschichte. Im übrigen BRD-Kino kennt sie ihresgleichen nicht. „Man muss ein bisschen Geduld haben, aber dann entwickelt der Film einen unglaublichen Charme und ein Gefühl von großer innerer Freiheit." (Werner Sudendorf, New Filmkritik, 2012). „Eigentlich, denkt man sich beim Schauen, sollte jeder ein großes Haus, einen wilden Garten, verschrobene Hobbys und Freizeit haben." (Thomas Groh, Perlentaucher, 2013). (thg)