Samstag, 07. Mai 2022, 21.00 Uhr
Dokumentarismen linker Solidarität in Süditalien
Das Kurzfilmprogramm widmet sich linker italienischer Kinokultur nach dem Zweiten Weltkrieg und blickt auf dokumentarische Praktiken der Solidarität mit den subalternen Massen des ‚eigenen‘ Südens, von deren Standpunkt her die Grenzen eines hegemonialen, linearen Fortschritts- und Entwicklungsdenkens sichtbar gemacht werden sollen. Das Bild, das Süditalien dem nationalen Diskurs entgegenhält, assoziiert dabei ganz unterschiedliche politische Programme und Ästhetiken: Während Carlo Lizzanis Nel Mezzogiorno qualcosa è cambiato, ein Klassiker zur ‚questione meridionale‘, für eine Allianz der bäuerlichen süditalienischen Massen mit der Arbeiterklasse im Norden unter der Ägide der Kommunistischen Partei (PCI) plädiert und dabei rassifizierenden Darstellungsmodi gegenüber nicht immun bleibt, steht der ethnografische Dokumentarismus von Cecilia Mangini und Luigi Di Gianni, auch als Cinematografia Demartiniana bekannt, dem orthodoxen Marxismus eher kritisch gegenüber. Stendalì, Il culto delle pietre und Tempo di raccolta sind sozialrealistische Miniaturen eines Lebens jenseits der kapitalistischen Industriegesellschaft mit feministischem Potenzial. Was mitunter auch aufgezeichnet wird, ist die geschlechterspezifische Aufteilung der Sorgearbeit, die von Frauen unbezahlt geleistet wird. (cv)
Nel Mezzogiorno qualcosa è cambiato
R: Carlo Lizzani, K: Giorgio Merli, 22’
Magia lucana
R: Luigi Di Gianni, B: Luigi Di Gianni, Romano Calisi, K: Claudio Racca, 19’
Stendalì
R: Cecilia Mangini, B: Cecilia Mangini, Pier Paolo Pasolini, K: Guiseppe de Mitri, 10’
Il culto delle pietre
R: Luigi Di Gianni, B: Annabella Rossi, K: Mario Carbone, 15’
Tempo di raccolta
R: Luigi Di Gianni, B: Arturo Gismondi, K: Claudio Racca, 14’