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Eunice Martins

Civilization

Was würde Jesus tun? Eine Frage, die man sich selbst und anderen in Konfliktsituationen stellen kann. Aber auch eine Frage, die die Drehbuchautoren von Civilization angesichts des jenseits des Atlantiks wütenden Ersten Weltkriegs in einem der ersten Antikriegsfilme formulieren. Was würde Jesus tun, wenn er diesen Krieg erleben müsste?

In einem fiktiven, ehemals friedvollen Königreich wütet ein unmenschlicher Krieg, in dem auch unschuldige Zivilisten getötet werden. Als U-Bootkommandant Ferdinand ein Schiff versenken soll, lehnt er sich gegen die Befehlshaber auf, stirbt und begegnet im Jenseits Jesus Christus, der Ferdinand zurück auf die Erde schickt und fortan durch ihn wirkt – ein wiederauferstandener Jesus in Kriegszeiten.

Civilization erscheint 1916, ein Jahr bevor die US-Amerikaner dem Krieg beitreten, und gilt als wichtiger Baustein für die Wiederwahl des vermeintlich pazifistisch gesinnten Präsidenten Wilson, der seine Kampagne unter dem Slogan „He kept us out of war“ bestritt – und zwar nachdem 1915 das britische Passagierschiff Lusitania von den Deutschen versenkt wurde und über 100 Amerikaner*innen ertranken, worauf Civilization anspielt. 1917, nach dem Beitritt der USA in den Weltkrieg, wird der Film aus den Kinos genommen und umgeschnitten, die Allegorie ist nicht Wirklichkeit geworden. (mbh)