Coming Out
Coming out
DDR 1989, R: Heiner Carow, B: Wolfram Witt, K: Martin Schlesinger, M: Stefan Carow, D: Matthias Freihof, Dirk Kummer, Dagmar Manzel, Michael Gwisdek, Werner Dissel, Walfriede Schmitt, 113' · 35 mm
SA 16.04. um 21 Uhr
Nach jahrelangem Ringen vor allem mit dem Generaldirektor des DEFA-Spielfilmstudios, der keine schwule Liebesgeschichte in „seinem“ sozialistischen Filmbetrieb dulden wollte, setzte Heiner Carow Coming out unter anderem mit Hilfe übergeordneter Stellen durch: Seine persönliche Bekanntschaft mit hohen SED-Kulturpolitikern trug dazu bei, dass der Film überhaupt inszeniert werden konnte.
Die Uraufführung fand am 9. November 1989, dem Tag des Mauerfalls, statt. In diesem Umfeld wurde Coming out auch als Parabel rezipiert: ein moralisches Plädoyer für Ehrlichkeit sich selbst und anderen gegenüber, durch das Bedrückungen und Verklemmungen aufbrechen, Ängste überwunden, Kräfte freigesetzt werden können. Das „Coming out“ des Einzelnen und der Gesellschaft als Zeitsignal und Lebenshilfe.
Carow erzählt von Philipp, einem Lehrer, dem mit dem Jungen Matthias die Liebe seines Lebens begegnet. Ihr erstes Treffen in einer Berliner Schwulenkneipe gehört zu den berührenden Szenen des Films: realistisch und phantastisch überhöht, zauberhaft verklärt. Matthias tritt Philipp mit geschminktem Gesicht entgegen, in der Maske eines unschuldigen Harlekins, schön und verführerisch. Doch Philipp weiß um das ablehnende, beleidigende, auch gewalttätige Verhalten der Gesellschaft gegenüber Homosexuellen; er weiß um eigene Ängste, flieht vor der Wahrheit, verliert den Geliebten und leidet Seelenqualen.
Carow drehte an authentischen Schauplätzen der Ost-Berliner Schwulenszene: „Ich habe alles so original wie möglich gemacht. Da gibt es so viele Zwischentöne, die leicht schief geraten könnten. Und das können nur diejenigen zeigen, die auch so empfinden.“ (rs)