Als Lessings Lustspiel Minna von Barnhelm über die Liebesbeziehung zweier eigentlich verfeindeter Menschen im Jahr 1767 Premiere feierte, war die Erinnerung an den Siebenjährigen Krieg mit all seinem Grauen und seinen Zerstörungen noch frisch. Dass sich auf der Bühne ein preußischer Offizier dem Befehl widersetzte, bei den gegnerischen Sachsen unter Gewaltandrohung Geld einzutreiben, und dass aus dieser humanen Tat eine große Liebe entsteht, hatte sicher eine besondere Wirkung.
Wie und warum erzählt man so eine Geschichte erneut im nationalsozialistischen Deutschland, das gerade seine nächsten Nachbarn überfallen hat und einen Vernichtungskrieg von unvorstellbarem Ausmaß vorbereitet? Welches Bild von Frauen und Männern zeichnet der Film nun? Hans Schweikarts Das Fräulein von Barnhelm rehabilitiert einmal mehr den Geist Friedrichs des Großen, der hier Offiziere und Soldaten vereint. „Man hatte das Lessingsche Bühnenwerk zu vergessen“, stellt der Journalist Ernst von der Decken auf merkwürdige Weise fest. „Käthe Gold war (…) eine zauberhafte Minna, der man das Heiter-Schelmische gelassen hatte. (…) Es war beglückend. Und Ewald Balser: ein großartiger Tellheim, eine Persönlichkeit durch und durch, ein Kavalier mit dem Geburtsadel, ein Künstler mit unerhörter, im Film oft vermißter Sprachkultur.“ (B.Z. am Mittag, 23.10.1940) (ps)
Das Fräulein von Barnhelm
- D 1940
- 35mm
- OF
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R: Hans Schweikart, B: Ernst Hasselbach, Peter Francke, K: Carl Hoffmann, Heinz Schnackertz, M: Alois Melichar, D: Käthe Gold, Ewald Balser, Fita Benkhoff, Theo Lingen, Paul Dahlke, Fritz Kampers, Erich Ponto, 98’