
Der Schriftsteller Gerard lernt auf einer Lesung in Vlissingen die geheimnisvolle Christine kennen, mit der er eine Nacht verbringt. Später trifft er auch ihren Geliebten Herman und fühlt sich sehr zu diesem hingezogen. Gleichzeitig quälen ihn grauenvolle Visionen. Er fürchtet sich vor Christine, die schon dreimal verheiratet war und alle ihre Ehemänner durch einen unnatürlichen Tod verloren hat. Wird er der vierte Mann sein? Wer hier an Alfred Hitchcock oder Brian de Palma denkt, irrt nicht: Paul Verhoeven schuf mit De vierde man einen höchst beunruhigenden, mitunter auch komischen Psychothriller, der um sexuelle Fantasien und Mythen kreist und an dessen Thema er zehn Jahre später in Hollywood mit Basic Instinct (1992) anknüpft.
Als Produzent fungierte Rob Houwer, ein Grenzgänger zwischen den Filmkulturen. Hatte er in den 1960er Jahren noch Filme von Jungregisseuren wie Volker Schlöndorff, Rudolf Thome und Roland Klick produziert und zum Aufstieg des deutschen Autorenfilms wesentlich beigetragen, so kehrte er 1971 in sein Heimatland zurück und verhalf Paul Verhoeven (von dem das Geoffrey Donaldson Instituut auch andere Filme aufbewahrt) zum Durchbruch. Andreas Kilb schreibt über De vierde Man, einen Klassiker des niederländischen Kinos: „Eindeutig erscheint an Verhoevens Film nur seine Zweideutigkeit, die bodenlose Artistik einer aus Zitaten und Anklängen der Filmgeschichte montierten Kino-Farce. Jede Kritik am Detail muß an der Ambivalenz dieses selbstbezogenen Kunststücks abprallen wie an einem Spiegel – der vierte Mann, der sich in Verhoevens raffiniertem Spinnennetz verfängt, ist der Betrachter selbst.“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung, 4.5.1985) (ps)
Egbert Barten ist Filmhistoriker, Filmarchivar, Sammler, Restaurator, Mitglied von CineGraph Babelsberg und Gründer des Geoffrey Donaldson Instituut in Noord-Scharwoude.
Ijsvrij
R: Jindra Markus, 10‘
De vierde man
R: Paul Verhoeven, P: Rob Houwer, B: Gerard Soeteman nach dem Roman von Gerard Reve, K: Jan de Bont, D: Jeroen Krabbé, Renée Soutendijk, Thom Hoffman, Dolf de Vries, 102‘