Dein Sohn lässt grüßen
Thomas Quasthoff liest aus Ulrich Schamonis Roman
SA 14.12. um 20 Uhr · Einführung: Volker Jakob
Mit neunzehn Jahren drohte Ulrich Schamoni eine „gescheiterte Existenz“ zu werden, zumal nach den Kriterien der Zeit um 1960: Die Schule hatte er wegen schlechter Noten abgebrochen, das Schauspielstudium nach drei Monaten aufgegeben. Um endlich etwas vorweisen zu können, verfasste er einen Roman. 1962 erschienen, schildert Dein Sohn lässt grüßen das Denken und Treiben von Primanern, „höheren Söhnen“ der Honoratioren einer katholischen Provinzstadt, in der unschwer Münster zu erkennen war: das bissige Portrait einer von Berechnung bestimmten Gesellschaft und einer nachgewachsenen Generation, die anderthalb Jahrzehnte nach Kriegsende vom Wohlstand ebenso gelangweilt ist wie von der beginnenden sexuellen Freizügigkeit, der sie sich mit Sprüchen hingeben, die ebenso frauenverachtend sind wie ihr Handeln. Rasch entbrannte eine Debatte um die Frage, wie „jugendgefährdend“ das gekonnt geschriebene Buch wäre, das ins Englische, Französische und Niederländische übersetzt wurde und Ulrich Schamoni erste Prominenz eintrug.
Thomas Quasthoff, der exakt zwanzig Jahre nach Ulrich Schamoni geboren wurde, hat sich nach dem Abschied von der Opernbühne unter anderem dem Jazz zugewandt und gibt Lesungen. Im Zeughauskino liest er Passagen aus Schamonis Roman. Nach der Lesung wird er im Gespräch mit Volker Jakob von seinen Erfahrungen mit Ulrich Schamonis Filmen berichten. (gym)