Der Angestellte
Der Angestellte
BRD 1972, R/B: Helma Sanders-Brahms, K: André Dubreuil, D: Ernst Jacobi, Giselheid Hönsch, Peter Arens, Wolfgang Kieling, Alf Marholm, Grete Wurm, Grischa Huberund, 92’ · DigiBeta
MI 01.02. um 20 Uhr + SO 05.02. um 18 Uhr · Einführung: Jan Gympel
Schon mit ihren kürzeren Arbeiten Angelika Urban, Verkäuferin, verlobt (1969/70) und Die industrielle Reservearmee (1970/71) hatte sich Helma Sanders-Brahms (1940-2014), die sich zu einer der produktivsten deutschen Filmemacherinnen ihrer Generation entwickeln sollte, der Arbeitswelt gewidmet. Ihren ersten großen Spielfilm legte sie als formal strenges, verfremdetes Lehrstück an. Wie sich Rationalisierung im Kapitalismus immer gegen die Beschäftigten wende, wollte die erklärte Sozialistin damit ebenso zeigen, wie den damals noch gepflegten Standesdünkel von Angestellten gegenüber Arbeitern kritisieren.
Ein Angestellter, der sich durch Erfahrung und Abendkurse selbst qualifiziert hat, erarbeitet für seine Firma eine neue Fertigungssteuerung, mit welcher Arbeitskräfte eingespart werden können. Als das Unternehmen von einem Konzern geschluckt wird, wird der Mann jedoch überflüssig und degradiert. Um die Früchte seiner aufreibenden Arbeit betrogen, beginnt er zu rebellieren. „Es dauerte einige Zeit, bis man die steife demonstrative Abwicklung von Aha-Dialogen und Umgangsritualen ehrgeizgeölter Führungskräfte als Stilprinzip wahrnahm“, urteilte Ponkie in der Abendzeitung vom 15.6.1972. „Die Autorin und Regisseurin Helma Sanders entschied sich für ein etwas lahmes Mittelding zwischen realem Lehrstück und sozialer Zeigefinger-Parabel. Zuweilen pappten da allzu dicke Klischees in der Betriebspsychologie. Doch je abstrakter die Kohlhaas-Attitüde des Betrogenen wurde (glänzend: Ernst Jacobi), desto dichter wirkte das Stück.“ (gym)