Der Casanova-Report
Das Casanova-Projekt
BRD 1981, R/K/B: Gruppe Arnold Hau (d.i. Arend Agthe, Bernd Eilert, Robert Gernhardt, Friedrich Karl Waechter), D: Alfred Edel, Edith Volkmann, Rainer Friedrichsen, 77' · DCP
FR 13.05. um 21 Uhr · Einführung: Rolf Aurich
„Wie man leben könnte, wenn man leben würde oder was": Melancholie des Bohèmien an seinem 40. Geburtstag. In einer Abfolge von Rückblicken erzählt ein dank langer Haare und kulturbeflissenem Jargon als dem Bildungsprekariat der siebziger Jahre zugehörig erkennbarer Regisseur vom Wollen und Scheitern seines ambitionierten Filmprojekts: Es geht um das Leben Casanovas, dessen sprichwörtliche Frivolität und Lebensfreude im harten Kontrast stehen zur trüben Ermattung des Filmemachers. Die Verfilmung scheitert, wie von der matronenhaften Mutter des Regisseurs prophezeit, nicht zuletzt am Hauptdarsteller, der, mit vollem Körpereinsatz von Alfred Edel gespielt, sich in endlos mäandernden intellektuellen Disputen als geradezu berserkerartig zur Sabotage befähigt erweist.
Das Casanova-Projekt bezeugt die Orientierungslosigkeit einer schal gewordenen, auf halbem Weg zum Erliegen gekommenen intellektuellen Auseinandersetzung mit der Welt. Alfred Edel, selbst aus der Schwabinger Kneipenbohème hervorgegangen, ist die Rolle auf den Leib geschrieben: „Er spielt mit der Sprache der Intellektuellen, er benutzt und verhöhnt die Sprache der Erkenntnistheorie, er jongliert mit Weisheiten wie ein Clown." (Claudia Sautter, Die Zeit, 15.10.1982). (thg)