Der Frühling braucht Zeit
Der Frühling braucht Zeit
DDR 1965, R: Günter Stahnke, B: Hermann O. Lauterbach, Konrad Schwalbe, Günter Stahnke, K: Hans-Jürgen Sasse, D: Eberhard Mellies, Doris Abeßer, Günther Simon, Rolf Hoppe, 96’ · DCP
SA 12.12. um 19 Uhr
Heinz Solter, der parteilose, aber pflichtbewusste Ingenieur eines Energieversorgungsbetriebs, wird fristlos entlassen und muss sich vor Gericht für die scheinbar fahrlässige Abnahme einer bei Frost havarierten Ferngasleitung verantworten. Im Lauf der Untersuchung stellt sich heraus, dass er auf Anweisung des Direktors Faber gehandelt hat, für den Planerfüllung und eigene Karriere an erster Stelle stehen.
Basierend auf Akten der Parteikontrollkommission wollte der Film keinen Einzelfall beschreiben, sondern allgemeine Probleme bei der Bewältigung der aktuellen Wirtschaftsreformen zur Diskussion stellen. Nicht als emotionsgeladenes Gerichtsdrama, sondern als kühles „Psychogramm der Agierenden“ (Stahnke) in stilisierten Dekors und strengem, kontrastreichen Schwarz-Weiß. Die offizielle Kulturpolitik fand darin „kein Bekenntnis zu unserer Wirklichkeit, keine tief fundierte ethische Überzeugung, keine Parteilichkeit" und nahm den Film kurz nach der Premiere aus den Kinos. „Was immer es gewesen sein mag, was man hierzulande Sozialismus nannte, die Gretchenfrage ist im Film gestellt, ob der Mensch für den Sozialismus da sei oder der Sozialismus für den Menschen?“ (Günter Sobe, Berliner Zeitung, 23.1.1990). (jr)