Der verlorene Engel
Der verlorene Engel
DDR 1966/70, R/B: Ralf Kirsten, K: Claus Neumann, M: André Asriel, D: Fred Düren, Erika Pelikowsky, Erik S. Klein, Agnes Kraus, 60’ · DCP
SO 20.12. um 16 Uhr
Das einzige historische Künstlerporträt unter den Verbotsfilmen und stilistisch neben Jahrgang 45 das unkonventionellste und innovativste Werk. Geschildert wird ein Tag im Leben Ernst Barlachs im Jahr 1937. Aufgestört durch die Entfernung seines „Schwebenden Engels" aus dem Dom von Güstrow in der Nacht zuvor, irrt der politisch verfemte und gesellschaftlich isolierte Bildhauer durch Stadt und Umgebung, legt sich Rechenschaft ab über seine Kunst und lässt wichtige Szenen seines Lebens Revue passieren.
Um Franz Fühmanns „GedankennoveIle“ Das schlimme Jahr adäquat ins Filmische zu transponieren, erzählt Kirsten aus der subjektiven Perspektive seiner Hauptfigur, deren Gedankenfluss die Erlebnisse des Tages zum Anlass für unvermittelte Zeitsprünge und assoziative Bild-Ton-Montagen nimmt. Gründe für den Produktionsabbruch waren die „verwaschene philosophische Konzeption“, die „indifferente humanistische Aussage“ und die fehlende „Rücksicht auf Publikumswirksamkeit“. Aus Anlass des 100. Geburtstags Barlachs durfte der Film 1970 nach „Entschärfung“ durch Nachaufnahmen, Umschnitte und Synchronisation doch noch fertiggestellt und aufgeführt werden, wegen Materialverlusts jedoch nur als Fragment von 60 Minuten. (jr)