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Deutschland bleiche Mutter

Deutschland bleiche Mutter

BRD 1980, R/B: Helma Sanders-Brahms, K: Jürgen Jürges, D: Rainer Friedrichsen, Ernst Jacobi, Eva Mattes, Elisabeth Stepanek, Angelika Thomas, 151’ · DCP

FR 02.03. um 20.30 Uhr + SO 04.03. um 18.30 Uhr · Einführung am 02.03.: Bettina Henzler

Helma Sanders-Brahms schildert aus der Perspektive der Tochter das Leben ihrer Mutter in NS-Regime, Kriegs- und Nachkriegszeit. Sie fragt nach der schuldhaften Verstrickung der gewöhnlichen Deutschen und rückt die alltäglichen Erfahrungen von Frauen ins Zentrum, die sich im Krieg emanzipierten und danach zurück an den Herd gedrängt wurden. Über die Figur des Kindes wird die Ungleichzeitigkeit von Geschichte vermittelt. Die Kindheit wird als zu Kriegszeiten glückliche Beziehung zur Mutter erinnert, die danach verloren ging. Deutschland bleiche Mutter thematisiert, was die Elterngeneration von ihren Erfahrungen und Traumata an die Nachfolgenden weitergibt: „Alles, was ich meiner Tochter an Erziehung geben kann, steckt in diesem Film.“ (Helma Sanders-Brahms)

Deutschland bleiche Mutter gehört zu den feministischen Re-Lektüren der Geschichte in den 1980er Jahren, die autobiografische Gegenerzählungen zur ‚Objektivität’ beanspruchenden Geschichtsschreibung entwarfen. Die heftige Ablehnung der subjektiven, weiblichen Perspektive auf historische Ereignisse durch die zeitgenössische Filmkritik verstellte lange Zeit den Blick auf die außergewöhnliche Schönheit des Films, der den Verwerfungen in den individuellen Biografien in seiner Vielstimmigkeit und seinen formalen Brüchen Ausdruck verleiht. (bh)