Dial H-I-S-T-O-R-Y
B/F 1997, R/B: Johan Grimonprez, M: David Shea, P: Musée National d'Art Moderne, Centre Georges Pompidou, New Media Department, Paris, Kunstencentrum STUK, Leuven, 68’ · DigiBeta, OmU
Dieser 1997 aus vielfältigem Archivmaterial montierte Filmessay deutete auf unheimliche Weise auf die schrecklichen Ereignisse des 11. September 2011 hin, indem er sich mit der Berichterstattung über Terrorismus und Flugzeugkatastrophen auseinander setzte. Basierend auf Passagen von Don DeLillos Novellen Mao II und White Noise und produziert vom Pariser Centre Georges Pompidou besticht Johan Grimonprez Film durch seine Analysen unserer Komplizenschaft mit massenmedialen Desastern. Angefangen bei Flugzeugentführungen in den 1960er Jahren bis hin zu staatlich finanzierten Kofferbomben in den 1990er Jahren, wird die Veränderung des Luftfahrtterrorismus unter die Lupe genommen. „Der flämische Video-Künstler Johan Grimonprez entführt uns zu einer surrealistischen Achterbahnfahrt der Flugkatastrophen. Mit Archivaufnahmen von Flugzeugunglücken persifliert der gelernte Anthropologe die mediale Sensationslust und spielt mit Bildern des Schreckens. Wer sich in den Film wagt, sollte sich gut anschnallen. Johan Grimonprez hat sogar Bilder von Flugsicherheitskursen verwertet und in Propagandamaterial aus Zeiten des Kalten Kriegs gewühlt.“ (Yves Montmayeur, Arte)
„Schriftsteller und Terroristen betreiben ein Nullsummenspiel. Was Terroristen gewinnen, verlieren Schriftsteller. Vor vielen Jahren glaubte ich daran, dass ein Schriftsteller die Kultur von innen heraus verändern kann. Heute haben Bombenleger und Bewaffnete diese Rolle übernommen. Sie führen Anschläge auf das menschliche Bewusstsein durch. Das was Autoren früher getan haben, bevor wir alle vereinnahmt wurden.“ (Don DeLillo, Mao II)
FR 03.10. um 21 Uhr · Zu Gast: Johan Grimonprez im Gespräch mit Dr. Daniela Sannwald