Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht
D/FR 2013, R: Edgar Reitz, B: Edgar Reitz, Gert Heidenreich, K: Gernot Roll, D: Jan Dieter Schneider, Antonia Bill, Marita Breuer, Maximilian Scheidt, 230’ · DCP
SO 08.12. um 16 Uhr
Im Hunsrück-Dorf Schabbach lebt um 1840 der junge Jakob Simon (Jan Dieter Schneider). Das Leben ist hart, der Boden ausgelaugt und der Adel herrscht repressiv. Statt seinem Vater in der Schmiede zu helfen, versenkt sich Jakob in Bücher über Südamerika, in Reisebeschreibungen, botanische Werke und ethnografische Studien – auch in die Bücher von Alexander von Humboldt. Er schwärmt von der Schönheit des Kontinents, bringt der von ihm geliebten Jettchen (Antonia Bill) die korrekte Ansprache eines Indio-Häuptlings bei und zählt ihr die vielen Wörter einer Indiosprache für Grün auf. Regisseur Edgar Reitz lässt am Horizont, eingefangen in überwältigendem Schwarzweiß-Cinemascope, immer wieder Trecks von Brasilien-Auswanderern vorbeiziehen. Sie fliehen verzweifelt der Heimat, hoffen auf ein besseres Leben, das der brasilianische Kaiser verspricht. Auch Jakobs Sehnsucht nach Brasilien ist existenziell, wenn auch nicht pragmatisch.
In Die andere Heimat – Chronik einer Sehnsucht finden Humboldts vielschichtige Expeditionsberichte ein Echo in der Rebellion gegen unverrückbare Lebensverhältnisse und der Naturforscher tritt persönlich in einer denkwürdigen Szene auf, verkörpert von Werner Herzog. Auf der Durchreise nach Paris macht er Halt in Schabbach, um den jungen Mann zu treffen, mit dem er über Sprachgenealogien korrespondierte. (sa)