Die Besteigung des Chimborazo
DDR/BRD 1989, R: Rainer Simon, B: Rainer Simon, Paul Kanut Schäfer, K: Roland Dressel, D: Jan Josef Liefers, Olivier Pascalin, Luis Miquel Campos, Götz Schubert, 97’
MI 11.12. um 19 Uhr · Einführung: Stephan Ahrens · Filmgespräch mit Rainer Simon und Götz Schubert, moderiert von Dorett Molitor
Die qualvolle Besteigung und die akribische Vermessung des Chimborazo durch Alexander von Humboldt (Jan Josef Liefers) und Aimé Bonpland (Olivier Pascalin) bildet den Rahmen für die ungewöhnliche Humboldt-Biografie. Rainer Simon unterläuft die Struktur einer linearen Abenteuergeschichte durch Rückblenden von zentralen Lebensmomenten. So entsteht ein vielschichtiges Porträt des Naturforschers, der sich selbstlos um eine Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen bemüht, in persönlichen Beziehungen aber hart sein kann. Im Vergleich zur Natur, die die bestimmende Kraft des Films ist, ohne dass die Bilder von Vulkanexplosionen, glühender Lava oder den Gletschern der Anden in Schönheit erstarren, stellen die gesellschaftlichen Verhältnisse das größere Hindernis dar. Im preußischen Berlin leidet Humboldt an der unaufgeklärten Atmosphäre und in Spanien muss er einem König schmeicheln, um in die Kolonien einreisen zu dürfen. Mit großer Offenheit trifft er auf die dortige Kultur. Humboldt diskutiert mit dem jungen Carlos Montúfar (Luis Miquel Campos), der für die Unabhängigkeit Kolumbiens kämpft, versucht das Leben der Indìgenas zu verstehen und erlernt die Quichua-Sprache.
So sehr Rainer Simon auch Humboldt bewundert, weiß er um dessen zwiespältige Rolle. Georg Forster (Hans-Uwe Bauer) lässt er sagen: „Ich habe oft darüber nachgedacht, ob es nicht richtiger gewesen wäre, die Eingeborenen das Fürchten zu lehren. Denn der gewöhnliche Kreislauf ist, dass den weißen Forschern die weißen Eroberer folgen.“ (sa)