Wie ein Lauffeuer verbreitet sich eines Morgens im Mecklenburgischen Dorf Dubrow die Nachricht: Die Grenze ist weg! Durch den Irrtum eines Bautrupps der NVA wurde nachts die Grenze zwischen der DDR und der Bundesrepublik so verlegt, dass Dubrow nun im Westen liegt. Was daraus folgt, malt Wolfgang Menges Gedankenexperiment im Stil einer Reportage aus. Die Frage ist: Können und wollen die in einer LPG arbeitenden Bauern eigentlich ungefragt zum Westen gehören und die dort dominierenden Denkweisen und Ideale übernehmen? Journalisten belagern die neuen, sogleich mit der Bild-Zeitung versorgten Bundesbürger; Experten aus Politik, Militär und Wirtschaft geben ihre Meinungen zum Besten – und im Fernsehen seziert eine Talkshow das aktuelle Medienereignis.
Auf moderne Weise mischt Menges Film, den eine große Lust an der Provokation und Überspitzung auszeichnet, spielerische und selbstreflexive Elemente. „Die Satire auf die Bereitschaft zur Wiedervereinigung im Westen, aber die Unfähigkeit, unerwarteten Ereignissen gewachsen zu sein, entwickelte (…) Perspektiven von Format“, so Wolfgang Paul im Tagesspiegel vom 12. Januar 1969. „Menges Fazit: Die Deutschen sind unfähig zur Wiedervereinigung in West und Ost.“ (ps)
Klaudia Wick ist Autorin und Fernsehwissenschaftlerin. Sie leitet die Abteilung Fernsehen in der Deutschen Kinemathek, in deren Sammlung sich der Nachlass von Wolfgang Menge befindet.
Die Dubrow-Krise
- BRD 1969
- Digital SD
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R: Eberhard Itzenplitz, B: Wolfgang Menge, D: Ruth Winter, Joachim Mock, Hans Rolf Radula, Erika Rumsfeld, 97‘