- D 1944
- 35mm
-
R: Helmut Weiss, B: Heinrich Spoerl, M: Werner Bochmann, D: Heinz Rühmann, Karin Himboldt, Hilde Sessak, 98’
Einführung: Philipp Stiasny
Ich habe mir schon immer gewünscht, mal etwas Irrsinniges zu tun“, sagt der Schriftsteller Johannes Pfeiffer (Heinz Rühmann), bevor er sich wieder in einen Schüler verwandelt. Nur wenige Wochen nach der Kapitulation der 6. Armee in Stalingrad begannen die Dreharbeiten für Die Feuerzangenbowle. Während immer neue Jahrgänge von Schülern zur Armee mussten, die Juden Europas deportiert und ermordet wurden und Bomben auf deutsche Städte fielen, flüchtete der Film aus der Gegenwart und erinnerte scherzhaft-melancholisch an eine lange zurückliegende Jugend am Gymnasium voller kauziger Gestalten, Streiche, Träume. Auch nach Ende des „Dritten Reichs“ hat die hochklassige Besetzung mit Komödianten wie Erich Ponto, Paul Henckels und natürlich Heinz Rühmann noch Generationen von Deutschen zum Schmunzeln gebracht.
Als Karsten Witte 1976 den unkritischen Umgang mit dem Erbe des nationalsozialistischen Unterhaltungsfilms anprangern wollte, konnte er sicher sein mit der Frage zu provozieren, „Wie faschistisch ist die Feuerzangenbowle?“ Im März 1994 resümierte dann Georg Seeßlen in epd Film: „Die Feuerzangenbowle“ gehört zu jenen schizophrenen Filmen aus der Spätzeit des Nationalsozialismus, die zugleich dem Regime dienen und über sein Ende hinausblicken wollen, die voller offener oder unterschwelliger Nazi-Ideologeme sind, und zugleich von einer Sehnsucht nach Frieden und Versöhnung zeugen, die sozusagen schon mit der Verdrängung der Schuld beginnt, während sie noch geschieht.“ (ps)