Lachende Erben: Komödianten der Stummfilmzeit
Mittwoch, 08. Februar 2017, 20.00 - 00.00 Uhr
Die Finanzen des Großherzogs
Die Finanzen des Großherzogs
Die Finanzen des Großherzogs
D 1924, R: Friedrich Wilhelm Murnau, B: Thea von Harbou, D: Harry Liedtke, Alfred Abel, Mady Christians, Guido Herzfeld, Hermann Vallentin, Julius Falkenstein, 91’ · 35 mm
MI 08.02. um 20 Uhr · Am Flügel: Peter Gotthardt
Niemand spielte Charmeure, Draufgänger und verlotterte Prinzen mit solcher Heiterkeit und Wonne wie Harry Liedtke (1888-1945), der an der Seite von Ossi Oswalda und Pola Negri in den Filmen von Ernst Lubitsch zu einem der populärsten Stars des Weimarer Kinos aufstieg. Liedtke ist, wie Béla Balázs findet, einfach „erquickend“: „Er hat einen Ausdruck von schalkhafter Kraft, von Männlichkeit ohne Brutalität und Wichtigtuerei, ein lächelndes und schelmisches Pathos, das das Herz erfrischt.“ (Der Tag, 30.10.1923).
Unter der Regie Friedrich Wilhelm Murnaus ist Liedtke 1923 in der Hauptrolle von Die Finanzen des Großherzogs zu sehen, einer überschäumenden und leichthändig inszenierten Komödie, wunderschön fotografiert von Karl Freund und Franz Planer an der dalmatinischen Adria. Weil sein kleines Land hochverschuldet ist, soll Großherzog Don Ramon (Harry Liedtke) eine reiche Russin (Mady Christians) heiraten. Dann aber trifft ein seltsamer Abenteurer (Alfred Abel) ein, und Revolutionäre treten in Aktion. Selbst kleine Nebenrollen sind in Die Finanzen des Großherzogs prominent mit bekannten, oftmals komischen Schauspielern besetzt, unter ihnen Guido Herzfeld, Hermann Vallentin und Julius Falkenstein. „Es ist beinahe wie in der Operette: Es sind einige Pärchen, die zusammengehören und die nicht zusammenkommen können, bis sich dann schließlich im letzten Akt alles in Wohlgefallen auflöst. (…) Harry Liedtke, der Nachfahre jenes Grafen von Luxemburg, der all’ sein Geld verjuxte, sieht ausgezeichnet aus. Er ist in den letzten Akten besser als in irgendeinem anderen Film der letzten Zeit. Er wird wieder die Herzen der Filmfräuleins erobern, muß sie sich aber auch vom Standpunkt des Bonvivants aus diesmal mit Alfred Abel teilen.“ (Der Montag, 14.1.1924). (ps)