Die Legende von Paul und Paula
Die Legende von Paul und Paula
DDR 1973, R: Heiner Carow, B: Ulrich Plenzdorf, K: Jürgen Brauer, M: Peter Gotthardt, D: Angelica Domröse, Winfried Glatzeder, Heidemarie Wenzel, Hans Hardt-Hardtloff, Käthe Reichel, Fred Delmare, 109' · 35 mm
SA 09.04. um 21 Uhr + MI 13.04. um 20 Uhr
Nach dem Unfalltod der Regisseurin Ingrid Reschke, für die Ulrich Plenzdorf das Szenarium Die Legende von Paul und Paula geschrieben hatte, übernahm Heiner Carow den Stoff und machte daraus den ultimativen DEFA-Kultfilm. Nach seiner Uraufführung im Frühjahr 1973 sahen ihn binnen weniger Monate mehrere Millionen Zuschauer, die vom rigorosen Lebensanspruch der Heldin fasziniert waren und sich vom teils romantischen, teils ironischen Umgang der Filmemacher mit der DDR-Wirklichkeit begeistern ließen.
Plenzdorf und Carow erzählen von der Liebe einer ledigen Verkäuferin, die allein mit zwei Kindern um ihr Glück kämpft, und eines verheirateten, saturierten Ministerialangestellten. Die Liebesgeschichte wird zur Polemik gegen jene „halben Lügen und kleinen Lösungen“ (Klaus Wischnewski), mit denen sich viele im Privatleben und in der Gesellschaft abgefunden haben. Die erzählerischen Freiheiten, die sich die Filmemacher nahmen, wurden von staatlicher Seite misstrauisch beäugt: Während der Premiere rührten sich in den Reihen der Offiziellen nur wenig Hände zum Beifall. Und an die Redaktionen der SED-Presse ging die Weisung, den Film nicht mehr zu würdigen – wie das noch unmittelbar nach der Premiere geschehen war –, sondern ihn am besten zu verschweigen. Gelobt hatten die Rezensenten vor allem das Spiel von Angelica Domröse als Paula: ihre Vitalität, Hoffnung, Verzweiflung. Auch die Form des Films war für die DEFA eher ungewöhnlich: Dem melodramatischen Finale, das bis heute zu Tränen rührt, gehen naturalistische und clowneske Szenen, kabarettistische Intermezzi und expressive szenische Eruptionen voraus. (rs)