Die Neue Münchner Gruppe, die zwischen 1964 und 1972 eine der interessantesten Strömungen im westdeutschen Kino darstellte, ist von der Filmgeschichtsschreibung lange ignoriert worden. Dabei haben Rudolf Thome, Klaus Lemke, Max Zihlmann, das Duo May Spils und Werner Enke sowie der Jüngsten der Gruppe, Martin Müller, einige der witzigsten, charmantesten und beschwingtesten Filme der 1960er Jahre geschaffen. Was ihre „kleinen“ Filme und ihre Heldinnen und Helden auszeichnet, sind eine eigene ästhetische Haltung und ihre Gleichgültigkeit gegenüber Zwängen und Ereignissen. Unaufgeregt beobachten und kritisieren sie die aufkommenden sozialen Veränderungen, die – viel später – als Neoliberalismus bezeichnet wurden.
„Mit Nonchalance am Abgrund“ – auf diesen Begriff brachte der deutsch-amerikanische Filmwissenschaftler Marco Abel das Kino der Neuen Münchner Gruppe, als es bei einer Retrospektive im Zeughauskino im Mai 2022 zu sehen war. Nun ist unter dem gleichen Titel im Transcript Verlag sein Buch zum Thema erschienen, in dem auch die Filmemacher selbst zu Wort kommen. „Die ‚Neue Münchner Gruppe‘ ist vielleicht die interessanteste Bewegung des westdeutschen Nachkriegskinos, weil ihre Ausgangspunkte, ihre Vektoren allem zuwiderlaufen, was das akklamierte Autorenkino damals und heute propagiert. Hier gibt es Exerzitien in Coolness bis zu einer Art edelgeistiger Beinah-Gleichgültigkeit, der ‚Dilettantismus‘ lebt in den Filmen als Kreativmacht, Marquard Bohm und Werner Enke u.v.a. zeigen uns einige der originellsten Schauspielerleistungen West Germanys.“ (Dominik Graf)
Frühstück in Rom
R: Max Zihlmann, 17‘
Galaxis
R: Rudolf Thome, 14’
Ein Haus am Meer
R: Klaus Lemke, 9‘
Manöver
R: May Spils, 11’
Unser Doktor
R: Martin Müller, 10’