Die Reise nach Sundevit
Die Reise nach Sundevit
DDR 1966, R: Heiner Carow, B: Heiner Carow, Benno Pludra nach der gleichnamigen Erzählung von Benno Pludra, K: Jürgen Brauer, D: Ralf Strohbach, Siegfried Höchst, Horst Drinda, Arno Wyzniewski, Otmar Richter, 75' · 35 mm
SO 10.04. um 16 Uhr
Timm Tammer, Sohn eines Leuchtturmwärters, ist in den Ferien oft allein. Als eine Gruppe Junger Pioniere für kurze Zeit ihre Zelte am Strand aufschlägt, wird er von ihnen eingeladen, mit ins Ferienlager nach Sundevit zu kommen. Timms Eltern stimmen zögernd zu, doch bevor es auf die Reise geht, soll der Junge noch einen Auftrag des Vaters erfüllen. Dabei bleibt es nicht: Jeder Erwachsene, dem Timm begegnet, bittet ihn um einen weiteren Gefallen. Obwohl er keine Zeit hat, hilft Timm, wo er kann, rast mit seinem Fahrrad durch die Gegend – bis er stürzt und die Hoffnung, zur Abfahrt wieder bei den Pionieren zu sein, auf ein Minimum schrumpft...
Zum zweiten Mal nach Sheriff Teddy adaptierte Heiner Carow ein Kinderbuch von Benno Pludra, und wieder gelang ihm ein sensibler, die Herzen erwärmender Film, der die Kraft und Freundlichkeit seines kleinen Helden auf heiter-melancholische Weise erlebbar werden lässt. Während Timm als offen und uneigennützig porträtiert wird, wirken die Erwachsenen mitunter gedankenlos und egoistisch: Sie haben verlernt, auf die Signale der Not und Einsamkeit zu hören, die der Junge aussendet.
Der kritische Blick auf den DDR-Alltag und das nicht unkomplizierte Verhältnis der Generationen führte Ende 1965 im Umfeld des SED-Verbotsplenums dazu, dass der Film zunächst nicht zum Kinoeinsatz freigegeben wurde. Erst einige nachgedrehte Aufnahmen, etwa mit einem „positiven“ Volkspolizisten, führten zur staatlichen Zulassung. (rs)