Hauptverkehrsadern existieren nicht erst seit der Motorisierung der Menschheit, sondern seit Jahrtausenden. Bereits in der Steinzeit waren die ins Aostatal führenden Pässe eine wichtige Route über die Alpen in die Po-Ebene. Die Wege wurden von den Römern zur Straße ausgebaut, deren Überreste vielerorts noch sichtbar sind. In vielen Filmen spürt Peter Nestler den historischen Schichten nach, die sich in die Landschaft, aber auch in die sie besiedelnden Menschen eingeschrieben haben – etwas, das ihn mit seinen Freunden und Weggefährten Jean-Marie Straub und Danièle Huillet verbindet. Die Römerstraße im Aostatal ist in dieser Hinsicht einer seiner reichhaltigsten Filme. Neben den Überresten aus der Römerzeit finden sich zahlreiche Burgruinen an den Hängen des Tals, die von dessen strategischer Bedeutung zeugen. Im Dialekt wie im kulturellen Selbstverständnis der Menschen spürt man die unterschiedlichen Einflüsse der Grenzregion zwischen dem heutigen Italien, Frankreich und der Schweiz. Traditionen in Handwerkskunst und Landwirtschaft spielen, wie immer bei Nestler, eine wesentliche Rolle, ebenso die aktuelle ökonomische und ökologische Situation. (fl)
Ricardo Matos Cabo ist ein unabhängiger Filmkurator.
Weitere Notizen von Ronny Günl zu Die Römerstraße im Aostatal auf Jugend ohne Film
Die Römerstraße im Aostatal
- D 1998
- DCP
- OmeU
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R/B: Peter Nestler, K: Burkard Kreisel, 91‘