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Einführung: Matthias Struch

Nach Kriegsbeginn erreicht die antisemitische Propaganda im Kino einen Höhepunkt, als 1940 mit Jud Süß, Der ewige Jude und Die Rothschilds gleich drei Filme herauskommen, die den Juden eine Zusammenarbeit mit den Feinden und die Vernichtung Deutschlands unterstellen. Entworfen wird in diesen Filmen das Phantasma einer jüdischen „Weltverschwörung“, die mit aller Härte bekämpft werden müsse. Die Rothschilds spiegelt diese Vernichtungsangst zurück in die Zeit Napoleons. Die über Deutschland, Frankreich und England verzweigte jüdische Bankiersfamilie Rothschild agiert hier wie eine Krake, die auf skrupellose Weise Macht und Geld anhäuft, sich Politiker gefügig macht und das englische Finanzwesen beherrscht. Zur antisemitischen kommt so noch die antibritische Stoßrichtung; die Luftschlacht um England hatte nur wenige Tage vor der Filmpremiere begonnen. Die Presse erging sich in der Produktion von Horrorvorstellungen und Ekel: „Von dem Hexenkessel der jüdischen Jagd nach dem Golde wird der Deckel abgehoben. Üble Dämpfe steigen auf. Es brodelt von Betrug, Tücke, Hinterhalt, Rachsucht, Schmuggel und Bestechung. Dazu kommt ein zweites: Das Fressen und Nagen dieses Giftes an den Fundamenten des englischen Großkapitals, bis die alte Schicht seiner Besitzer ausgehöhlt zusammenbricht und das Ghetto über die City triumphiert, Jerusalem die Herrschaft des Empires an sich reißt.“ (Deutsche Allgemeine Zeitung, 18.7.1940). (ps)